06. September, 2024

Wirtschaft

Mallorca demonstriert: Grenzen für den Massentourismus gefordert

Mallorca demonstriert: Grenzen für den Massentourismus gefordert

Die Initiative „Weniger Tourismus, mehr Leben“ hat zu einer Großdemonstration gegen den Massentourismus auf Mallorca aufgerufen. Unter dem Slogan „Ändern wir den Kurs“ planen Aktivisten eine Kundgebung in der Inselhauptstadt Palma. Auf dem plakativ gestalteten Ankündigungsbild sind Ferienflieger, Privatjets und Kreuzfahrtschiffe zu sehen, die sinnbildlich die Insel umkreisen.

Problematisch ist, dass auf der Hauptinsel der Balearen rund 1,2 Millionen Einheimische leben, während allein im vergangenen Jahr 18 Millionen Urlauber die Region besucht haben. In Städten wie Barcelona und Málaga äußert sich ebenfalls zunehmender Unmut.

Eine der prominenten Stimmen hinter der Bewegung ist Marga Ramis. Ihr zufolge haben sich etwa 100 Vereine und Organisationen dem Aufruf angeschlossen. Bereits vor zwei Monaten protestierten bis zu 25.000 Menschen in Palma gegen den ausufernden Tourismus.

Obwohl der Tourismus für Mallorca von zentraler Bedeutung ist, prägt das Ungleichgewicht das Leben der Insulaner. Tourismus macht 45 Prozent der Wirtschaftsleistung aus und bringt rund 20 Milliarden Euro ein. Dennoch beklagen Kritiker, dass nur eine Minderheit profitiert, während die Mehrheit in schlecht bezahlten Jobs mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen hat. Verkehrsstaus, Lärm und Schmutz belasten zusätzlich das Alltagsleben.

In den Medien häufen sich Berichte über die prekären Arbeits- und Lebensbedingungen in der Tourismusbranche. Auf Ibiza schildert ein Angestellter, dass er aufgrund hoher Mieten nunmehr in einem Wohnwagen lebt.

Auch politische Vertreter äußern sich besorgt. Marga Prohens, Regionalregierungschefin der Balearen, warnt vor möglichen Folgen der Proteste für die Tourismusbranche. Sie appelliert an friedliche Demonstrationen und betont die Notwendigkeit eines politischen und gesellschaftlichen Paktes für nachhaltige Entwicklung.

Sogar die deutsche Bundespolitik hat das Thema erreicht. CDU-Expertin Anja Karliczek und Grünen-Politiker Matthias Gastel unterstreichen die Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaft, warnen aber vor den Folgen des Overtourismus und fordern Maßnahmen zur Bewältigung der Probleme.

Letztlich bleibt die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und Lebensqualität der Einheimischen ein schwieriger Drahtseilakt. Prohens versichert, dass die Urlauber auf den Balearen willkommen bleiben.