28. September, 2024

Politik

Maganomics: Trumps Tariffe und ihre Folgen für die US-Wirtschaft

Maganomics: Trumps Tariffe und ihre Folgen für die US-Wirtschaft

Die Vorstellung, dass Regierungen mehrere politische Instrumenete benötigen, um verschiedene politische Ziele zu erreichen, ist in der Tinbergen-Regel fest verankert. Benannt nach dem niederländischen Wirtschaftsnobelpreisträger Jan Tinbergen besagt dieses Prinzip im Grunde, dass ein Arsenal an politischen Werkzeugen benötigt wird, um eine Wirtschaft zu wachsen, öffentliche Dienstleistungen zu erbringen und Schulden zu bezahlen. Doch Donald Trump scheint auf einen einzigen politischen Hebel zu setzen: Zölle. "Zölle sind das größte, was je erfunden wurde", sagte er letzte Woche vor Wählern in Michigan. Er ist überzeugt, dass Zölle China besänftigen, einen Boom an Arbeitsplätzen in der Produktion hervorrufen, Steuersenkungen bezahlen, Lebensmittelpreise senken und die Entdollarisierung stoppen können. Sogar steigende Kinderbetreuungskosten glaubt er durch Zölle lösen zu können. Die Liste der vorgeschlagenen Zölle unter dem Namen "Maganomics" wächst weiter. Diese Woche drohte Trump John Deere, einem US-amerikanischen Agrartechnikhersteller, der einige Produktionen nach Mexiko verlagern möchte, mit einem "200-prozentigen Zoll". Analysten gehen davon aus, dass er es ernst meint mit seinem Plan für einen 10- bis 20-prozentigen Zoll auf alle importierten Waren, und 60 Prozent für Importe aus China. Das würde die US-Importzölle auf ein Niveau zurückbringen, das zuletzt in den 1930er-Jahren erreicht wurde. Trump glaubt, die Abgaben würden US-Produzenten unterstützen, ihnen ermöglichen, Arbeitsplätze zu schaffen und Kosten zu senken, während sie gleichzeitig Einnahmen zur Finanzierung weiterer Steuersenkungen liefern. Diese Vorstellung ist jedoch Wunschdenken. Die Schutzmaßnahme der Zölle spricht sicherlich Wähler aus der Arbeiterklasse an, die fürchten, dass internationale Konkurrenz ihre Lebensgrundlage gefährdet. In Wirklichkeit wird Trumps Agenda jedoch eher den Wählern schaden, an die sie sich richtet. Zum einen werden Zölle von US-Importeuren bezahlt. Höhere Kosten führen oft zu höheren Verbraucherpreisen. Das Peterson Institute for International Economics schätzt, dass Trumps Pläne den durchschnittlichen Haushalt 2.600 Dollar pro Jahr kosten könnten, wobei die Ärmsten am meisten leiden werden. Zusätzlich würde der Versuch, die Kosten aufzufangen, den Druck auf Arbeitsplätze erhöhen. Obwohl ein Arbeitspapier des National Bureau of Economic Research feststellte, dass Trumps Handelskrieg von 2018 bis 2019 wenig Einfluss auf Arbeitsplätze in geschützten Sektoren hatte, zeigten sich klare negative Auswirkungen durch Vergeltungszölle. Diesmal ist Trumps Zollagenda und das Potenzial für eine Gegenreaktion auf US-Exporte jedoch deutlich stärker. Zudem könnte seine Politik wertvolle Zeit amerikanischer Diplomaten freisetzen, da Alliierte aufhören könnten, ihre Anrufe entgegenzunehmen. Was die Finanzierung von Einkommens- und Unternehmenssteuersenkungen betrifft, schätzt das PIIE, dass selbst ein 50-prozentiger Zoll auf alle Importe nicht ausreichen würde, um die geschätzten Kosten von 5,8 Billionen Dollar zu decken. Hohe Zölle könnten Importeure dazu veranlassen, auf alternative Lieferanten umzusteigen, und Exporteure, in andere Märkte abzuwandern. Aber Trump gefällt die Idee einer "Alles-Zoll-Politik", die Einkommenssteuern überflüssig macht – ein Konzept, das eher in die merkantilistische Weltwirtschaft von vor mehreren Jahrhunderten passt, als der Handel weniger etabliert war und Staaten kleiner waren. Das Ergebnis? Trumps Plan würde das Defizit und die Inflation erhöhen. Billigere Lebensmittel? Fehlanzeige. Es hängt viel davon ab, inwieweit Trump seine Aussagen tatsächlich umsetzt. Der große Lärm könnte ein Schachzug sein, um Handelspartner an den Verhandlungstisch zu bringen. Trump hat es jedoch zu seinem zentralen Wahlkampfthema gemacht, eine Zollmauer um die USA zu errichten. Viele Wähler glauben daran. Das Problem ist, dass seine Allheilmittelpolitik eher eine Giftpille für das amerikanische Volk, die US-Wirtschaft und die Welt sein wird.