Es ist ein Poker um Macht, Ressourcen und geopolitische Interessen: Die USA haben der Ukraine ein überarbeitetes Rohstoffabkommen vorgelegt. Nach wochenlangem Tauziehen und einem ersten abgelehnten Entwurf signalisiert Präsident Wolodymyr Selenskyj nun plötzlich Gesprächsbereitschaft.
Der Grund? Donald Trump hat Kiew unmissverständlich klargemacht, dass es ohne Zugeständnisse kein neues Hilfspaket geben wird.
Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Interessen, sondern um nichts Geringeres als die Zukunft der Ukraine. Die seltenen Erden des Landes sind für die westliche Hightech-Industrie essenziell – und genau darauf haben es die USA abgesehen. Doch ist es ein fairer Handel oder wirtschaftlicher Erpressung gleichzusetzen?
USA wollen Rohstoffdeal – als „Gegenleistung“ für Militärhilfe
Hinter verschlossenen Türen liefen die Verhandlungen seit Monaten, doch erst jetzt wurde der Druck aus Washington für Kiew unübersehbar. Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz brachte es offen auf den Punkt:
„Die Ukraine hat eine historische Chance, mit den USA zu kooperieren und wirtschaftlich zu profitieren. Das Land muss entscheiden, ob es diesen Weg gehen will oder nicht.“
Übersetzt bedeutet das: Die Ukraine kann weitere Unterstützung aus Washington nur erwarten, wenn sie der wirtschaftlichen Kontrolle über ihre Rohstoffvorkommen durch die USA zustimmt. Ein Novum in der modernen Geopolitik. Bisher hatten westliche Hilfspakete zumindest offiziell keinen direkten wirtschaftlichen Preis.
Selenskyj hat sich lange gegen diesen Deal gewehrt. Der ursprüngliche Vertragsentwurf der USA sah vor, dass 50 Prozent der Erlöse aus dem Abbau der seltenen Erden an Washington fließen – eine nachträgliche „Bezahlung“ für die bereits geleistete Militärhilfe. Zudem fehlten jegliche US-Sicherheitsgarantien, was in Kiew für große Besorgnis sorgte.
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Nun haben die USA nachgebessert: Der neue Entwurf soll die Gewinnverteilung „gerechter“ gestalten und eine engere Kooperation zwischen US-Investoren und ukrainischen Unternehmen ermöglichen. Doch noch immer bleibt der bittere Beigeschmack eines Deals, der nicht auf Augenhöhe verhandelt wurde.
Trump baut Druck auf: „Selenskyj muss sich entscheiden“
In den letzten Tagen hatte Donald Trump die Ukraine immer offener unter Druck gesetzt. In einem Interview mit dem Trump-nahen Sender Fox News sagte er: „Wir haben ihnen mehr gegeben als jeder andere.
Es ist Zeit, dass sie etwas zurückgeben.“ Damit machte der US-Präsident unmissverständlich klar, dass er militärische Unterstützung als Geschäft versteht – nicht als strategisches Bündnis.
Internationale Beobachter sind alarmiert. Die USA, die bislang als verlässlicher Partner der Ukraine galten, drehen nun den Spieß um. Politikwissenschaftler in Washington sehen darin eine Neujustierung der US-Außenpolitik unter Trump: Keine blanko Militärhilfen mehr, sondern knallharte Verhandlungen – ganz nach dem Muster „America First“.
Für die Ukraine könnte das gravierende Folgen haben. Sollte Selenskyj den Deal ablehnen, steht das Land womöglich ohne weitere US-Unterstützung da – ein Albtraum-Szenario angesichts der andauernden russischen Angriffe.
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Seltene Erden: Der strategische Schatz der Ukraine
Dass Trump ausgerechnet die seltenen Erden ins Zentrum der Verhandlungen rückt, ist kein Zufall. Diese Rohstoffe sind essenziell für die Herstellung von Hightech-Produkten – von Smartphones über Batterien bis hin zu Waffen. China dominiert derzeit den Weltmarkt, doch die Ukraine besitzt eines der größten unerschlossenen Vorkommen in Europa.
Für die USA wäre der Deal mit Kiew eine Möglichkeit, sich unabhängiger von chinesischen Lieferketten zu machen. Für die Ukraine ist es jedoch eine langfristige wirtschaftliche Entscheidung: Will das Land seine Rohstoffreserven selbst kontrollieren oder sich von den USA abhängig machen?
Genau davor warnen Wirtschaftsexperten. „Dieser Deal könnte kurzfristig Geld bringen, aber langfristig die wirtschaftliche Souveränität der Ukraine gefährden“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Oleh Nivrov. „Es ist ein geopolitisches Spiel, bei dem Kiew sehr vorsichtig sein muss.“
Macron und Starmer reisen zu Trump: Europa will gegensteuern
Während Trump weiter Druck macht, versuchen die Europäer, das Gleichgewicht zu halten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer haben sich für nächste Woche zu Verhandlungen mit Trump angekündigt. Ziel ist es, eine Balance zu schaffen, damit Kiew nicht in eine unfaire wirtschaftliche Abhängigkeit gerät.
Besonders für die EU wäre es problematisch, wenn sich die Ukraine einseitig an die USA bindet. Brüssel hatte gehofft, die Rohstoffe Kiews in eine gemeinsame europäische Strategie einzubinden. Nun droht Washington, der EU diesen strategischen Vorteil vor der Nase wegzuschnappen.
Doch kann Europa Trumps Forderungen überhaupt etwas entgegensetzen? In Brüssel wächst die Sorge, dass sich die USA wirtschaftlich durchsetzen werden – und die EU einmal mehr nur Zuschauer bleibt.
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