Unerwarteter Höhenflug: Hermès trotzt der Luxusflaute
Während viele Luxusmarken Ende 2024 mit rückläufiger Nachfrage zu kämpfen hatten, legte Hermès ein beeindruckendes Wachstum hin. Besonders in Asien griffen vermögende Käufer kurz vor Jahresende beherzt zu – und das, obwohl Hermès die Preise für seine ikonischen Birkin- und Kelly-Bags erneut angehoben hatte.
Das Ergebnis: ein währungsbereinigtes Umsatzplus von 18 Prozent im vierten Quartal auf rund vier Milliarden Euro. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet.
Der Börse blieb das nicht verborgen. Die Hermès-Aktie erreichte am Freitagvormittag mit 2.957 Euro ein neues Allzeithoch, was den Börsenwert auf über 300 Milliarden Euro klettern ließ.
Damit verkleinerte sich der Abstand zum Branchenprimus LVMH, der auf knapp 358 Milliarden Euro kommt, spürbar. Auch wenn die Aktie später leicht nachgab, bleibt das Signal deutlich: Hermès setzt sich im Luxussegment an die Spitze.
Familienmacht und Milliardenvermögen
Hermès ist nicht nur ein Synonym für zeitlose Handwerkskunst, sondern auch für Beständigkeit. Zwei Drittel der Aktien sind im Besitz der Gründerfamilie, deren Vermögen inzwischen auf fast 200 Milliarden Euro geschätzt wird.
Mit dem Rekordjahr 2024 dürfen sich die Erben auch über eine saftige Ausschüttung freuen: Neben der regulären Dividende von 16 Euro pro Aktie gibt es eine Sonderausschüttung von 10 Euro je Anteilsschein.
Bei insgesamt 70,4 Millionen Aktien bedeutet das Ausschüttungen von rund 1,8 Milliarden Euro – eine Summe, die in der Branche ihresgleichen sucht.
Umsatztreiber Asien – trotz Herausforderungen
Hermès bleibt auch im schwierigen chinesischen Markt stabil. Der asiatisch-pazifische Raum (ohne Japan) machte fast die Hälfte des Gesamtumsatzes aus und wuchs trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten kräftig. Besonders stark war die Nachfrage nach Lederwaren, dem Herzstück der Marke: Mit einem Plus von 21,5 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro übertraf Hermès die Prognosen beinahe um das Doppelte.
CEO Axel Dumas bleibt dennoch vorsichtig.
„Für 2025 bin ich optimistisch, aber die Vergleichswerte sind extrem hoch“, sagte er in Paris.
Eine Warnung? Vielleicht. Aber vorerst liefert Hermès, während Wettbewerber wie LVMH und der Gucci-Konzern Kering mit schleppenden Verkäufen kämpfen.
Exklusivität als Erfolgsgeheimnis
Der Luxusmarkt wird härter, doch Hermès zeigt, dass Exklusivität und handwerkliche Perfektion weiterhin zählen. UBS-Analystin Zuzanna Pusz lobt vor allem die starken Margen: Mit einer operativen Gewinnmarge von 40,5 Prozent im Gesamtjahr 2024 übertrifft Hermès die Erwartungen und demonstriert, warum das Unternehmen eine Ausnahmeerscheinung in der Branche bleibt.
Kein anderer Luxuskonzern kombiniert Nachfrage, Profitabilität und Markenstärke derzeit so erfolgreich.
Hermès setzt die Konkurrenz unter Druck
Mit einem Jahresumsatz von 15,2 Milliarden Euro (plus 15 Prozent) und einem Nettogewinn von 4,6 Milliarden Euro (plus sieben Prozent) liefert Hermès Zahlen, die andere Luxusmarken erblassen lassen.
LVMH spürt den Atem des ewigen Rivalen im Nacken, während Kering um Anschluss kämpft. Die Börse reagiert entsprechend: UBS bleibt bei einer Kaufempfehlung für Hermès und einem Kursziel von 2.475 Euro – trotz des bereits erreichten Rekordpreises.