Das neue Büro des Wirtschaftsministers wirkt aktuell wenig einladend. 55 Quadratmeter grauer Teppichboden, schlichte Wände und wenig Charme. Doch das soll sich bald ändern. Das Bundeswirtschaftsministerium plant den Kauf neuer Luxusmöbel – und sorgt damit für Diskussionen.
Nach einer ersten, heftig kritisierten Ausschreibung in Höhe von 345.000 Euro wurde der Budgetrahmen nun auf 212.000 Euro reduziert. Dennoch bleibt die Frage: Muss eine Übergangslösung derart teuer sein?
Ein Ausweichquartier für fast 200 Millionen Euro
Der Grund für den Umzug ist die umfassende Sanierung des eigentlichen Ministeriumsgebäudes. Eigentlich sollten die Arbeiten nur vier Jahre dauern.
Nun steht fest: Mindestens acht Jahre wird die Regierung in der Ausweichliegenschaft arbeiten. Die Kosten für die Anmietung der Bürofläche summieren sich auf fast 200 Millionen Euro – ein Vertrag, den bereits Ex-Minister Peter Altmaier (CDU) unterzeichnete.
Neben den Sanierungskosten treiben auch neue Anforderungen die Ausgaben in die Höhe. So muss die Energieeffizienz verbessert werden, zusätzliche Modernisierungsarbeiten sind nötig, und auch flexible Arbeitsplatzkonzepte sollen umgesetzt werden.
Doch während für die Mitarbeiter bereits eine Grundausstattung bereitsteht, fehlt in der sogenannten "Leitungsebene" noch fast alles.
Möbel vom Luxushersteller: Ministerium bleibt bei teuren Marken
Besonders kontrovers ist die Entscheidung, Möbel des renommierten deutschen Herstellers Walter Knoll zu beschaffen. Darunter fallen:
- Sieben Schreibtische
- Acht Besprechungstische
- 55 Stühle
- 13 Schränke
- Zwei Sessel
- Zwei Beistelltische
Der Mittelpunkt des Ministerbüros soll ein "Temno Table" sein. Die runde Tischplatte mit 1,80 Metern Durchmesser ruht auf einer Zentralsäule aus Manufakturbeton.
Laut Hersteller sorgt das Material für eine "samtig-matte Oberfläche, die überraschend weich und warm" sei. Einen offiziellen Preis gibt es nicht, doch vergleichbare Modelle kosten mehrere Tausend Euro. Auch die "Mono-V"-Schreibtische von Walter Knoll sind nicht gerade günstig. Selbst Online-Händler geben Preise nur auf Anfrage heraus.
Rechtfertigung oder Luxus?
Das Ministerium verteidigt die hohen Ausgaben mit dem Argument, dass die Ausstattung repräsentativ sein müsse. Der Minister empfange dort internationale Gäste und Regierungsvertreter.
Zudem sollen die Möbel nach Abschluss der Sanierung mit ins Hauptquartier umziehen. Kritiker hingegen halten dagegen, dass es auch preiswertere und dennoch hochwertige Alternativen gebe.
Ein Detail, das bislang wenig Aufmerksamkeit erhielt: In dem Büro gibt es einen separaten Ruheraum für den Minister. Neben Waschbecken und Toilette steht dort ein Ruhesessel – allerdings kein neues Modell, sondern ein Exemplar aus dem Bestand.
Schnelligkeit gefragt: Ausschreibung mit engem Zeitfenster
Der Zeitdruck ist hoch. Bis zum 27. März können Anbieter ihre Angebote einreichen, der Zuschlag soll am 16. April erfolgen. Innerhalb von maximal zwölf Wochen müssen die Möbel dann geliefert werden. Offiziell heißt es, dies sei notwendig, um den reibungslosen Umzug der Ministeriumsleitung zu gewährleisten.
Das könnte Sie auch interessieren:
