10. Oktober, 2024

Wirtschaft

Luxus im Wandel: Die verblassende Pracht des Online-Handels

Luxus im Wandel: Die verblassende Pracht des Online-Handels

Die jüngste Entwicklung im Luxus-E-Commerce zeigt deutlich, dass der Glanz, der einst die Branche umgab, nachlässt. Nachdem der digitale Handel mit Luxusartikeln im Jahr 2022 auf ein globales Volumen von 73 Milliarden Euro anwuchs, ist das Wachstum in der Online-Luxuswelt inzwischen ins Stocken geraten. Der einst als führendes Luxus-Online-Kaufhaus gefeierte Anbieter Farfetch musste sich von Coupang, einem südkoreanischen E-Commerce-Riesen, für 500 Millionen Dollar übernehmen lassen – weit entfernt von seiner Glanzzeitbewertung von 23 Milliarden Dollar im Jahr 2021.

Ein ähnliches Schicksal ereilte Matches, das nach seiner Übernahme Insolvenz anmelden musste. Richemont, der Schweizer Luxuskonzern, entschied sich, große Abschreibungen auf seine E-Commerce-Einheit Yoox Net-a-Porter vorzunehmen. Der Verkauf an Farfetch scheiterte letztes Jahr aufgrund der Schwierigkeiten des potenziellen Käufers.

Am 7. Oktober gab Richemont bekannt, dass die E-Commerce-Sparte an Mytheresa, einem aufstrebenden deutschen Luxus-Anbieter, abgegeben wird. Im Gegenzug erhält Richemont ein Drittel der Anteile an Mytheresa. Damit setzt der Luxusgigant darauf, dass die Münchner in der digitalen Glitzerwelt erfolgreich sind.

Mytheresa hat sich in den letzten Jahren durch eine gezielte Markenstrategie ausgezeichnet. Mit einem sorgfältig kuratierten Angebot von 250 Marken hebt es sich deutlich von Konkurrenten wie Net-a-Porter ab. Zudem verwöhnt es seine treue Kundschaft mit exklusiven Events und einem effizienten Lieferdienst, was durch ein riesiges neues Distributionszentrum am Leipziger Flughafen ermöglicht wird.

Michael Kliger, der Chef von Mytheresa, zeigt sich ehrgeizig: In den kommenden Jahren möchte er den Umsatz auf 4 Milliarden Euro steigern, trotz prognostizierter Abkühlung des Wachstums im Luxusmodebereich auf 3 bis 5 Prozent. Er plant, die Effizienz durch die Kombination von Logistik, Zahlungssystemen und Kundenservice zu verbessern und betont die Notwendigkeit, Discount- und Luxusmärkte getrennt zu führen – ein Fehler, den Richemont seiner Meinung nach beging.

Deutschland mag für seine hervorragenden Haushaltsgeräte bekannt sein, doch vielleicht gelingt es ihm auch, die Kunst des Verkaufs von edlen Schuhen und Handtaschen zu meistern.