Airbnb und der Wandel der Reisebranche
Die Ära des unbeschwerten Airbnb-Trend-Booms scheint vorüber zu sein. Während die Zahl der günstigen Kurzzeitvermietungen rapide anstieg, klagen viele Vermieter über sinkende Renditen.
Überangebot, steigende Kosten und Kritik an überzogenen Reinigungsgebühren haben günstige Angebote unattraktiv gemacht. Doch inmitten dieser Herausforderungen etabliert sich ein klarer Gewinner: Luxusunterkünfte.
Hochpreisige Ferienwohnungen und exklusive Villen erleben einen wahren Nachfrageboom – und sind längst mehr als nur ein Dach über dem Kopf.
Wohlhabende Reisende suchen das Besondere
Laut Daten des Analyseunternehmens AirDNA stieg die Nachfrage nach Unterkünften, die mehr als 1.000 US-Dollar pro Nacht kosten, im Jahr 2023 um beeindruckende 12,5 %. Seit 2019 hat sich der Markt für Premium-Ferienhäuser sogar um 73 % vergrößert.
Dies spiegelt einen Paradigmenwechsel wider: Für vermögende Urlauber ist der Aufenthalt in einer luxuriösen Unterkunft selbst Teil des Reiseerlebnisses.
„Die Gäste suchen heute nicht nur nach einem Ort zum Übernachten, sondern nach einer Erfahrung“, erklärt John Andrew Entwistle, Gründer und CEO von Wander, einem Unternehmen, das ausschließlich Premium-Immobilien vermietet.
Von High-Speed-Internet über maßgeschneiderte Inneneinrichtungen bis hin zu Smart-Check-ins – die Gäste werden wie in einem 5-Sterne-Hotel umsorgt, genießen aber gleichzeitig die Privatsphäre eines eigenen Hauses.
Luxus neu definiert
Unternehmen wie Wander oder Mint House setzen auf konsequente Qualität. Wander kombiniert den Komfort von High-End-Hotels mit einzigartigen Ferienhäusern, die oft in abgeschiedenen Naturparadiesen liegen.
Die Standardisierung der Reinigungsdienste und die technologische Ausstattung machen diese Angebote attraktiv für anspruchsvolle Reisende – besonders für Digitalnomaden, die Arbeit und Freizeit verbinden wollen.
Mint House hingegen schlägt eine Brücke zwischen traditionellem Hotelservice und privaten Unterkünften. Vorab bestückte Kühlschränke, Designer-Möbel und 24/7-Kundenservice machen den Aufenthalt zu einer nahtlosen Erfahrung. „Wir setzen auf Sicherheit, Sauberkeit und maßgeschneiderte Erlebnisse, um die Erwartungen unserer Gäste zu übertreffen“, so CEO Christian Lee.
Warum Hotels das Nachsehen haben
Die Attraktivität von Luxusferienhäusern wird durch einen weiteren Trend verstärkt: Eine zunehmende Abkehr wohlhabender Reisender von Hotels. Laut dem Deloitte Travel Report 2024 sank der Anteil von Gästen mit einem Einkommen von über 200.000 US-Dollar, die klassische Hotels bevorzugen, um 17 Prozentpunkte.
Stattdessen suchen diese Reisenden nach exklusiveren und individuelleren Alternativen, die den Hotelservice mit dem Komfort privater Räumlichkeiten verbinden.
Das Comeback der Exklusivität
Der Erfolg von Luxusferienhäusern zeigt, wie sich das Reiseverhalten verändert hat. „Die Menschen wollen weg von überlaufenen Touristenzentren“, erklärt Spencer Bailey, Autor eines Buches über Designhotels. Statt Instagram-Momenten gehe es immer häufiger um „authentische, spürbare Erfahrungen, die Ruhe und Entschleunigung fördern“.
Dies sei nicht nur ein Trend, sondern eine Rückkehr zu den Ursprüngen des Reisens: der bewussten Zeit mit Familie und Freunden in einer intimen Umgebung.
Dieser Fokus auf Exklusivität zeigt sich auch in den Dienstleistungen. Anbieter wie Rental Escapes oder Amase Stays bieten maßgeschneiderte Erlebnisse, von privaten Köchen über Wellness-Services bis hin zu personalisierten Ausflügen. Für die Top-Klientel werden Aufenthalte in Villen oder luxuriösen Strandhäusern zu einer unvergesslichen Erfahrung.
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Airbnb selbst hat mit seiner Luxe-Kategorie versucht, in das Premiumsegment einzusteigen. Doch laut Branchenexperten wie Chris Lema fehlt es den Angeboten an der notwendigen Konsistenz und dem Fokus auf das Gesamterlebnis. „Es geht nicht nur um schicke Häuser, sondern um den Service, das Gefühl, umsorgt zu sein“, so Lema.
Während Airbnb weiter auf Masse setzt, punkten kleinere Unternehmen mit stringenter Markenstrategie und einer klaren Zielgruppe. Wander, das 2022 mit nur drei Standorten startete, hat mittlerweile 200 Unterkünfte mit einer Auslastung von 80 %. Bis 2025 plant das Unternehmen den Sprung nach Kanada und Mexiko.