Die Lufthansa Group hat im vergangenen Jahr den höchsten Umsatz ihrer Unternehmensgeschichte erzielt. Dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack: Streiks, hohe Kosten und sinkende Ticketpreise ließen den operativen Gewinn einbrechen. Vorstandschef Carsten Spohr setzt auf ein massives Sparprogramm – doch reicht das aus, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen?

Umsatz auf Rekordniveau, aber Gewinne schrumpfen
Mit 37,6 Milliarden Euro Umsatz verzeichnete die Lufthansa Group 2024 ihr umsatzstärkstes Jahr aller Zeiten. Doch trotz steigender Passagierzahlen und einer starken Nachfrage konnte der Konzern den erwarteten Gewinn nicht einfahren.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sank um mehr als eine Milliarde Euro auf 1,65 Milliarden Euro – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.
Grund für die schwache Profitabilität sind massive Kostensteigerungen, insbesondere durch hohe Kerosinpreise, steigende Lohnkosten und wiederholte Streiks. Auch die verspätete Auslieferung neuer Flugzeuge belastete den Betrieb. Während sich die Passagierzahlen insgesamt um sieben Prozent auf 131 Millionen Reisende erhöhten, blieben die Margen unter Druck.
Lufthansa-Kernmarke schreibt rote Zahlen
Besonders problematisch: Die Kernmarke Lufthansa Airlines schrieb 2024 im Tagesgeschäft sogar rote Zahlen. Während andere Tochtergesellschaften wie Swiss, Austrian Airlines und Lufthansa Cargo Gewinne erwirtschafteten, kämpft die Hauptmarke mit strukturellen Problemen.
Spohr bezeichnete das Jahr als „zweigeteilt“: Während das erste Halbjahr von Verlusten geprägt war, zeigte sich im vierten Quartal eine leichte Erholung.
Um die Rentabilität zu steigern, kündigte Spohr ein Sanierungsprogramm an, das bis 2028 eine Ergebnisverbesserung von 2,5 Milliarden Euro bringen soll. Schon 2025 soll eine erste Entlastung von 1,5 Milliarden Euro spürbar werden.
Dividende stabil, aber Anleger skeptisch
Trotz der schwachen Gewinnentwicklung hält Lufthansa an einer stabilen Dividende von 30 Cent je Aktie fest. An der Börse sorgte die Ankündigung für ein Kursplus von 9,16 Prozent, womit die Aktie im MDAX zu den Tagesgewinnern zählte.

Doch Analysten warnen: Ohne nachhaltige Gewinnsteigerungen könnte der Spielraum für Dividenden in den kommenden Jahren enger werden.
Expansionskurs mit Risiken: ITA-Übernahme und internationale Märkte
Ein Hoffnungsträger für die Zukunft ist die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA. Mit einem 41-Prozent-Anteil ist Lufthansa dort eingestiegen, mit der Option auf eine Komplettübernahme.
Spohr sieht darin die größte Airline-Übernahme der Unternehmensgeschichte – ein strategischer Schachzug, der langfristig Profitabilität sichern soll.
Dennoch bleibt die Abhängigkeit vom deutschen Markt ein Risiko. Aktuell generiert Lufthansa nur noch 20 Prozent ihres Umsatzes in Deutschland – Tendenz sinkend. Gründe sind steigende Steuern, hohe Gebühren und häufige Streiks, die das Geschäft belasten. Spohr warnt: „Wenn nichts passiert, wird Deutschland im europäischen Vergleich abgehängt.“
Kapazitätsausbau und geopolitische Risiken
Für 2025 plant Lufthansa eine leichte Ausweitung der Sitzplatzkapazität um vier Prozent – das entspricht 95 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019. Doch geopolitische Risiken, insbesondere durch Handelskonflikte unter US-Präsident Donald Trump sowie der eingeschränkte Asien-Verkehr aufgrund des russischen Luftraums, könnten das Wachstum bremsen.
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