Lucinda Williams, die erfahrene US-amerikanische Roots-Rockerin, betritt mit ihrem neuesten Projekt im Rahmen ihrer "Lu's Jukebox" Serie ein weites Feld – die Welt der Beatles-Cover-Alben. Seit dem ersten Erscheinen dieser Cover-Versionen im Jahr 1964, als Bands wie The Liverpools vom Erfolg der britischen Invasion profitierten, hat es zahlreiche Interpretationen der Beatles-Songs gegeben. Von Count Basie bis hin zu Alvin and the Chipmunks, denen Kurt Cobain einst den Vorzug gab, sind die Beatles unzähligen musikalischen Blickwinkeln ausgesetzt worden. Dennoch schafft Lucinda Williams etwas, das ihrer Konkurrenz oft verwehrt blieb: Sie nimmt ihre Beatles-Cover im legendären Abbey Road Studio auf. Diese Aufnahmen reihen sich in eine Serie von Tributalben ein, die sie seit 2020 veröffentlicht. Sie hat bereits den Klängen von Tom Petty, Bob Dylan und The Rolling Stones ihren persönlichen Stempel aufgedrückt. Die Rolling Stones waren für die Musikerin aus Louisiana ein naheliegendes Thema. Mit ihrem rauen Gesang und dem Bar-Sound ihrer Band passte sie perfekt zum Stil der Stones, wie sie 2022 mit "You Are Cordially Invited . . . A Tribute to the Rolling Stones" eindrucksvoll zeigte. Die harmonischen Elemente der Beatles waren hingegen eine größere Herausforderung, doch Williams nutzt diese Differenz zu ihrem Vorteil. Ihr Cover von "Rain" verwandelt den ursprünglichen, von der indischen Musik inspirierten, psychedelischen Klang in einen dichten Wirbel aus Gitarren und orgelartigen Akkorden, der eher an The Band erinnert. "Let It Be" klingt wie ein flehender Trinkspruch eines Kneipenbesuchers in Nashville, während "With a Little Help from My Friends" zu einer gospelartigen Südstaaten-Hymne mutiert. Am beeindruckendsten ist jedoch ihr Umgang mit George Harrisons "Something", bei dem sie romantische Anklänge gegen eine weltmüde Stimmung tauscht, die im Kontrast zum optimistischen Gitarrenrefrain steht. Ein echtes Highlight liefert sie mit "While My Guitar Gently Weeps", das unter ihren Händen zu einem kraftvollen, alternativen Szenario wird, als würden die Beatles gemeinsam mit Led Zeppelin jammen. Doug Pettibone und Marc Ford tauschen weinende gegen grollende Gitarren-Soli ein, während Williams mit unerschütterlicher Weisheit singt: "With every mistake we must surely be learning."