18. September, 2024

Wirtschaft

Lucid Group: Aufstieg und Fall eines Luxus-Elektrofahrzeugherstellers

Lucid Group: Aufstieg und Fall eines Luxus-Elektrofahrzeugherstellers

Der Börsengang der Lucid Group im Jahr 2021 wurde von vielen Investoren euphorisch gefeiert. Das Unternehmen wurde oft als das „nächste Tesla“ gehandelt, da es nicht nur unter der Leitung des ehemaligen Tesla-Chefingenieurs Peter Rawlinson agierte, sondern auch ambitionierte Produktionsziele verfolgte. Doch die Realität sah anders aus: 2022 konnte Lucid nur 4.369 Fahrzeuge ausliefern, 2023 waren es 6.001. Unterbrochene Lieferketten, Verzögerungen und Rückrufaktionen setzten dem Unternehmen zu.

Dennoch haben Optimisten das Unternehmen nach wie vor im Visier. Lucid steigert seine Lieferungen, bringt neue Modelle auf den Markt und genießt die Unterstützung großer saudi-arabischer Investoren. So wurden in der ersten Hälfte 2024 bereits 3.838 Fahrzeuge produziert, und Lucid rechnet damit, bis Ende des Jahres 9.000 Einheiten zu erreichen. Besonders im Fokus: der neue Gravity SUV, der Ende 2024 vorgestellt werden soll.

Finanziell steht Lucid mit einem Unternehmenswert von 9,5 Milliarden US-Dollar und einem verhältnismäßig moderaten Vielfachen des erwarteten Umsatzes im kommenden Jahr solide da. Tesla hingegen, das langsamer wächst, wird mit dem Siebenfachen des zukünftigen Umsatzes bewertet.

Lucid plant zudem eine massive Expansion seiner Produktionskapazitäten. Das AMP-1 Werk in Arizona soll in den nächsten vier Jahren von einer Kapazität von 34.000 auf 400.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgebaut werden. Gleichzeitig soll das AMP-2 Werk in Saudi-Arabien von 5.000 auf 155.000 Fahrzeuge jährlich aufgestockt werden – unterstützt von der saudischen Regierung, die über ihren Public Investment Fund (PIF) mehr als 60% der Anteile an Lucid hält.

Der finanzielle Rückhalt ist eindrucksvoll: Zum Ende des zweiten Quartals 2024 verfügte Lucid über 4,3 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln, ergänzt durch eine zusätzliche Zusage von 1,5 Milliarden Dollar eines PIF-Ablegers. Diese Mittel sollen das Unternehmen bis mindestens zum vierten Quartal 2025 über Wasser halten.

Gelingt die Skalierung, könnte Lucids Umsatz bis 2026 auf 3,6 Milliarden Dollar ansteigen – vergleichbar mit Teslas Umsatz im Jahr 2014, der sich seither mehr als dreißigfach gesteigert hat. Solch ein Erfolgsszenario lässt Lucids Aktienkurs erheblich ansteigen.

Auf der Kehrseite der Medaille stehen jedoch Preisnachlässe, hohe Verluste und die Abhängigkeit von den saudischen Geldgebern. Die wiederholten Rabatte auf die Modelle der Lucid Air-Serie und der Preisdruck durch Tesla zeigen, dass Lucid sich im hochpreisigen Segment schwer tut. Trotz steigender Produktion erwarten Analysten für Lucid weiterhin erhebliche Verluste in den nächsten Jahren.

Auch aus Sicht der Insider zeigt sich ein gedämpftes Bild: In den letzten zwölf Monaten waren die Insider ausschließlich Verkäufer und kauften in den letzten drei Monaten keine weiteren Aktien. Zudem erhöhte das Unternehmen die Anzahl seiner ausstehenden Aktien durch Zweitemissionen und aktienbasierte Vergütungen um mehr als 40%. Diese Verwässerung könnte langfristig das Potenzial für Kursgewinne schmälern.

Lucids Geschäft stabilisiert sich zwar, jedoch gibt es derzeit keine überzeugenden Gründe, die Aktie zu kaufen oder zu halten. Investoren sollten daher abwarten, bis sich positive Entwicklungen deutlicher abzeichnen.

Überlegen Sie sich einen Aktienkauf bei der Lucid Group gründlich:

Bekanntermaßen identifiziert das Analystenteam des Motley Fool Stock Advisor regelmäßig die besten Investitionen. Lucid Group gehört jedoch nicht zu den aktuellen Top-Empfehlungen.