In einer überraschenden Wende der Ereignisse hat die Schweizer Staatsanwaltschaft Anklage wegen „gewerbsmäßiger Geldwäsche“ gegen die renommierte Privatbank Lombard Odier und einen ehemaligen Mitarbeiter erhoben. Diese seltene Anschuldigung gegen eine der ältesten und angesehensten Banken des Landes zieht erhebliche Aufmerksamkeit auf sich.
Im Zentrum der Ermittlungen steht die Vermutung, dass Lombard Odier eine entscheidende Rolle bei der Verschleierung krimineller Erträge gespielt haben könnte, die aus den Aktivitäten von Gulnara Karimova, der Tochter des früheren usbekischen Präsidenten Islam Karimov, stammen. Die Bank bestreitet jedoch jegliches Fehlverhalten und beteuert, sie habe die Untersuchungen selbst ausgelöst, indem sie 2012 verdächtige Aktivitäten den Schweizer Behörden meldete.
Trotz dieser Vorwürfe, die Lombard Odier kategorisch zurückweist, zeigt die Bank eine eiserne Kooperation mit den Behörden während des gesamten Prozesses. Mit einer beeindruckenden Tradition, die bis ins Jahr 1796 zurückreicht, verwaltete die Bank am Ende des letzten Jahres Kundengelder in Höhe von 296 Milliarden Schweizer Franken.
Unterdessen stehen die Beschuldigungen gegen Gulnara Karimova im Raum, die von der Schweizer Generalstaatsanwaltschaft im letzten Jahr wegen einer angeblichen Beteiligung an einer kriminellen Organisation angeklagt wurde. Die umstrittene Persönlichkeit konnte bislang für eine Stellungnahme nicht erreicht werden und hat die Anschuldigungen zuvor stets bestritten.
Diese Entwicklungen finden vor dem Hintergrund eines sich verändernden Finanzsektor-Schweiz statt. Das einst unumstrittene Bankgeheimnis des Landes verliert an Boden, was die Verschiebung von Vermögenswerten erschwert. Gegen Lombard Odier äußert die Schweizer Justiz, die Bank habe bei der Eröffnung und Verwaltung von neun verdächtigen Konten gegen Anti-Geldwäsche-Standards und eigene Richtlinien verstoßen.
Diese Anklage kommt kurz nachdem Credit Suisse, nun Teil der UBS, von Vorwürfen der Geldwäsche mit einer bulgarischen Kokainhändlerbande freigesprochen wurde, was einen Schuldspruch von 2022 aufhob. Dominik Gross von der NGO Alliance Sud kommentierte die Anklage gegen Lombard Odier als weiteres Kapitel in einer Serie von Herausforderungen für den Schweizer Finanzsektor, wobei der Schaden für Lombard Odier als weniger drastisch eingeschätzt wird als zuvor bei Credit Suisse.