Der Wissenschaftsverlag Springer Nature steht kurz vor seinem großen Auftritt an der Frankfurter Börse. Die Aktien werden voraussichtlich zu einem Preis von 22,50 Euro ausgegeben. Dieser Preis liegt am oberen Ende der vorherigen Spanne und spiegelt das große Interesse am Börsengang wider.
Mit diesem Schritt erreicht Springer Nature einen Börsenwert von rund 4,5 Milliarden Euro. Die Nachfrage? Überwältigend. Bereits jetzt ist die Emission überzeichnet.
BC Partners: Der langsame Rückzug
Ein Name fällt in diesem Zusammenhang immer wieder: BC Partners, der Finanzinvestor, der seit 2013 bei Springer Science an Bord ist. Zwei Jahre später fusionierte das Unternehmen mit dem britischen Verlag Macmillan, der vor allem durch das Wissenschaftsmagazin Nature bekannt ist. Seitdem hält BC Partners 47 Prozent der Anteile, während der deutsche Verlag Holtzbrinck 53 Prozent besitzt.
Für BC Partners ist der Börsengang nun der erste Schritt zum Ausstieg. Der Investor wird bis zu 17,9 Millionen Aktien abstoßen, um seine Beteiligung zu reduzieren. Gleichzeitig gibt Springer Nature selbst neue Aktien aus – die Erlöse aus dieser Kapitalerhöhung, etwa 200 Millionen Euro, fließen direkt in das Unternehmen.
Schuldenabbau als Priorität
Mit dem frischen Kapital plant Springer Nature, vor allem seine Schulden zu reduzieren. Der Börsengang soll den Verschuldungsgrad des Unternehmens von aktuell 2,7 auf das 2,4-Fache des bereinigten Betriebsergebnisses (Ebitda) senken. Eine solidere Finanzbasis ist entscheidend, um in einem so spezialisierten Markt langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Springer Nature: Ein Riese im Wissenschaftsverlagswesen
Der Verlag selbst ist eine wahre Größe in der Branche. Mit über 13.000 jährlich veröffentlichten Fachbüchern und 3000 Fachzeitschriften hat sich Springer Nature eine starke internationale Position erarbeitet. Das Unternehmen ist in mehr als 40 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit rund 9000 Mitarbeiter.
Im vergangenen Jahr erzielte Springer Nature einen Umsatz von 1,85 Milliarden Euro, was einem Anstieg von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das bereinigte Betriebsergebnis legte sogar um sieben Prozent zu und erreichte 511 Millionen Euro. Doch trotz dieser positiven Entwicklung belastet die Verschuldung die Bilanz – eine Herausforderung, die das frische Kapital aus dem Börsengang bewältigen soll.
Eine Aktie für Wissenschaft und Wachstum
Mit dem Börsengang signalisiert Springer Nature, dass es bereit ist, weiter zu wachsen und sich stärker auf dem Markt zu positionieren. Das Interesse der Anleger zeigt, dass der Wissenschaftsverlag gute Chancen hat, auch langfristig erfolgreich zu sein. Für diejenigen, die in einen globalen Player im wissenschaftlichen Verlagswesen investieren möchten, könnte dies eine spannende Gelegenheit sein.
Fazit: Der Börsengang von Springer Nature bringt dem Unternehmen neue finanzielle Mittel und ermöglicht BC Partners den ersten Schritt zum Ausstieg. Für Anleger ist es eine Gelegenheit, in einen weltweit führenden Wissenschaftsverlag zu investieren. Ob die Aktie langfristig attraktiv bleibt, hängt jedoch von der weiteren Entwicklung des Unternehmens ab.
Fazit: Abwarten oder zuschlagen?
Der Börsengang von Springer Nature bietet sicherlich Chancen, doch potenzielle Anleger sollten sich die aktuelle Marktsituation und die Kennzahlen genau ansehen.
Mit einem erwarteten Börsenwert von 4,5 Milliarden Euro und einem soliden Umsatzwachstum steht Springer Nature grundsätzlich gut da. Doch die hohe Verschuldung, die trotz der Kapitalerhöhung weiterhin besteht, sowie der zunehmende Wettbewerb durch Open-Access-Plattformen, könnten das Wachstum des Verlags bremsen.
Zudem ist das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im Vergleich zu anderen Akteuren im Wissenschafts- und Verlagsbereich relativ hoch, was die Frage aufwirft, ob die Aktie auf diesem Niveau nicht bereits recht ambitioniert bewertet ist. Auch die Abhängigkeit von stabilen Einnahmequellen aus wissenschaftlichen Publikationen könnte durch den wachsenden Druck digitaler Plattformen weiter unter Druck geraten.
Angesichts dieser Faktoren könnte es ratsam sein, den Börsengang abzuwarten, die ersten Wochen nach dem IPO zu beobachten und zu sehen, wie sich die Aktie entwickelt, bevor man einsteigt. Eine langfristige Investition könnte sich lohnen, wenn Springer Nature es schafft, seine Schulden zu reduzieren und sich gegen den digitalen Wettbewerb zu behaupten – doch kurzfristig könnte Vorsicht geboten sein.