In der Diskussion über mögliche Lohnkürzungen an den ersten Krankheitstagen melden sich Experten und Versicherungsmanager mit einem durchaus kontroversen Vorschlag zu Wort: Arbeitnehmern den Lohn für bis zu drei Tage zu streichen, um Kosten zu sparen und „Blaumacher“ zu entlarven. Diese Idee erscheint zunächst als pragmatische Lösung, birgt jedoch weitreichende symbolische Konsequenzen. Das tatsächliche Einsparpotenzial solcher Karenztage bleibt eher begrenzt, während der Vertrauensverlust innerhalb der Belegschaft immens sein könnte. Arbeitgeber, die auf diese Weise agieren, könnten riskieren, das ohnehin fragile vertrauensvolle Miteinander zu beeinträchtigen und somit die Arbeitsbereitschaft ungewollt zu schwächen. Statt also mit einem Generalverdacht gegen alle Beschäftigten vorzugehen, wäre es womöglich zielführender, auf eine Unternehmenskultur zu setzen, die Motivation und Leistungsbereitschaft konstruktiv fördert. Denn Misstrauen als institutionalisierte Praxis kann kaum der Weg zu einem produktiveren Arbeitsumfeld sein.