Die Sorge vor erneutem Auftrieb der Inflation rückt in den Vordergrund, da Arbeitnehmer zunehmend höhere Gehaltsforderungen stellen. So warnt die renommierte Ökonomin Marion Amiot von Standard and Poor's, dass das gefühlte Ausmaß der Teuerung unter den Beschäftigten plausibel größer ist als die tatsächlich erfasste Inflation, was zu einem Anstieg der Lohnforderungen und damit zu einem potenziellen Preisschub führe.
Aktuelle Daten zeigen, dass die Inflation deutlich von den Höchstwerten vor zwei Jahren abgekommen ist und sich nahe dem Zielwert der Bank of England von 2% bewegt. Doch während die offizielle Inflationsrate zuletzt bei 2,6% lag, nehmen viele Haushalte die Preissteigerungen als doppelt so hoch wahr, mit Schätzungen von durchschnittlich 4,8%.
Die Regierung empfiehlt eine Erhöhung der Löhne im öffentlichen Sektor um 2,8% für das kommende Jahr; eine Maßnahme, die zwar über der derzeitigen Inflation liegt, jedoch auf Unmut bei den Gewerkschaften trifft, die mehr fordern.
Amiot beleuchtet die Herausforderungen für die Geldpolitik. Solange die Inflationserwartungen über dem Zielwert verharren, könnte die Bank of England gezwungen sein, ihre Zinspolitik zu verschärfen, um das Preisgefüge langfristig zu stabilisieren. Unter der Führung von Andrew Bailey hat die Zentralbank die Zinsen im Zuge der Pandemienachwirkungen massiv angehoben, um einer Inflationsrate von bis zu 11,1% im Oktober 2022 zu begegnen.
Trotz der erfolgten Zinssenkungen Ende 2023 bleibt die Vorsicht groß. Einige Mitglieder des Bank of England Monetary Policy Committee (MPC) äußern Bedenken, ob die Inflation gänzlich unter Kontrolle sei. Die Bevölkerung bleibt bezüglich der Kostenentwicklung besorgt, was die Forderungen nach Gehaltserhöhungen anheizt.
In jüngsten Protokollen der MPC-Sitzung wurde hervorgehoben, dass die gestiegenen Inflationserwartungen unter anderem auf reduzierte Heizkostenzuschüsse, höhere Verkehrstarife und Lebensmittelpreise zurückzuführen seien. Diese Entwicklungen könnten die bereits hohen Inflationserwartungen verstärken und den Druck auf innerstaatliche Preisdynamiken noch erhöhen.
Amiot erwartet quartalsweise Zinssenkungen, die Ende 2025 den Zinssatz auf 3,75% sinken lassen könnten. Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich die inflationären Erwartungen normalisieren und ob der aktuelle Lohndruck sich als temporäre Begleiterscheinung der pandemiebedingten Hochinflation herausstellt.