Roco, der autonome Stapler-Roboter, gleitet mühelos durch die Gänge des Dachser-Warenlagers in Vaihingen. Präzise hebt er eine Palette an, bucht sie in das digitale System ein und transportiert sie sicher an ihren Bestimmungsort.
Was wie eine Szene aus einem Sci-Fi-Film anmutet, ist längst Realität. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel setzt einer der größten deutschen Logistiker auf innovative KI-Technologien – und bringt damit nicht nur Effizienz, sondern auch neue Herausforderungen in die Logistikbranche.
Mit rund 3,3 Millionen Beschäftigten ist die Logistik der drittgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands. Doch der Arbeitskräftemangel setzt die Branche zunehmend unter Druck.
Dachser testet deshalb KI-gesteuerte Roboter in einem gemischten Betrieb. „Die autonomen Fahrzeuge sollen nicht ersetzen, sondern unterstützen“, erklärt Betriebsleiter Eric Konz. Trotz der hohen Anschaffungskosten von rund 150.000 Euro pro Roboter sieht das Unternehmen in den Maschinen eine langfristige Lösung.
Effizienz durch Präzision
Vier autonome Fahrzeuge, darunter der beliebte „Roco“, navigieren derzeit durch die Lagerhalle und bewegen bis zu 150 Paletten pro Tag. Mithilfe von Radar und integrierter Kartensoftware vermessen die Roboter die gesamte Halle, bevor sie ihre Arbeit aufnehmen.
Ihre Präzision minimiert Fehler und maximiert die Nutzung des Lagerraums – ein entscheidender Faktor in einer Branche, in der Zeit und Platz kostenintensiv sind.
Doch nicht nur im Lager beweist die KI ihr Potenzial. In Öhringen, einem weiteren Standort von Dachser, messen Kameras jedes Packstück dreidimensional und optimieren so die Lkw-Beladung.
„Dadurch sparen wir pro zehn Lkw einen ein“, erklärt Stefan Hohm, Vorstand für IT und Entwicklung bei Dachser.
Das reduziert nicht nur Kosten, sondern auch den CO₂-Ausstoß.
KI als Antwort auf den Fachkräftemangel
Angesichts des wachsenden Drucks auf die Logistikbranche scheint die Integration von KI unausweichlich. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts könnten smarte Technologien wie automatisierte Warenverfolgung oder Echtzeitplanung bis 2030 bis zu 20 Prozent der operativen Aufgaben übernehmen. Doch die Technologie bringt auch Risiken mit sich.
„KI hat keine menschliche Intelligenz“, warnt Hohm. Fehler seien unvermeidlich. Dennoch sieht er die Vorteile: „Logistik ist geplantes Chaos. KI hilft, Muster zu erkennen und Ordnung zu schaffen.“ Allerdings stellt sich die Frage, wie sehr Menschen in diesem Prozess noch eingebunden sind.
Mensch und Maschine: Ein Team?
In Vaihingen haben die Mitarbeiter den Robotern Namen wie Lexi oder Sanny gegeben, um die Integration zu erleichtern. Doch können Maschinen wirklich zu Kollegen werden?
Die Balance zwischen Automatisierung und menschlicher Verantwortung ist ein zentraler Diskussionspunkt. „Wenn Menschen keine Verantwortung mehr tragen, verlieren sie möglicherweise die Bindung zu ihrer Arbeit“, so Hohm.
Eine Rückkehr zu herkömmlichen Methoden scheint jedoch ausgeschlossen. Die Ansprüche der Kunden an pünktliche Lieferungen steigen stetig. KI kann diese Erwartungen erfüllen – aber um welchen Preis?
Die Zukunft der Logistik bleibt spannend
Während Dachser mit KI beeindruckende Fortschritte erzielt, bleibt die Rolle des Menschen in der Logistik zentral.
Der Einsatz smarter Technologien wird die Branche weiter transformieren, doch ihre erfolgreiche Integration hängt von einer durchdachten Balance zwischen Mensch und Maschine ab. Schließlich ist Technologie nur so gut wie die Menschen, die sie nutzen.
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