02. Januar, 2025

Wirtschaft

Lockerbie: Im Netz der Wahrheitssuche

Lockerbie: Im Netz der Wahrheitssuche

Eine typisch britische TV-Tradition entwickelt sich: Zum Jahresauftakt dominieren Dramen über reale Tragödien oder Skandale die Bildschirme. Nach den erschütternden Geschichten um die Hillsborough-Katastrophe und den Skandal um die britischen Post-Subunternehmer in den vergangenen Jahren, steht nun die fünfteilige Mini-Serie über die Lockerbie-Bombenanschläge von 1988 im Zentrum des Interesses.

Diese Serie unterscheidet sich durch ihre komplexe Darstellung von Wahrheiten und Ansichten. Anders als die einstimmige Reaktion in früheren Dramen, wird hier eine breite Palette an Emotionen und alten Kontroversen wachgerufen. Im Mittelpunkt steht Jim Swire, gespielt von Colin Firth. Swire, ein Arzt und Vater, dessen Tochter bei dem Anschlag getötet wurde, bemüht sich unermüdlich, Gerechtigkeit herbeizuführen. Seine jahrelange Infragestellung der offiziellen Erzählungen und Urteile zeigt seinen unerschütterlichen Glauben an seine Mission, auch wenn manche der betroffenen Familien seinen Drang nach Antworten als Hindernis zur Heilung sehen.

Lockerbie stellt Swire nicht als Verschwörungstheoretiker dar, sondern als einen Mann, der nach wahrer Gerechtigkeit strebt, auch wenn die Wahrheit möglicherweise niemals ans Licht kommt. Die Verfilmung deutet an, dass Swires Engagement mehr eine Verarbeitung des eigenen Verlustes als eine politische Kampagne ist. Colin Firth brilliert in dieser Rolle, indem er die duale Natur von Stärke und Zerbrechlichkeit eindrucksvoll verkörpert. Catherine McCormack beeindruckt ebenso als Swires Ehefrau Jane, die um ihre Tochter und den Verlust eines präsenten Ehepartners trauert.

Regisseur Otto Bathurst inszeniert diese schicksalhafte Nacht mit erschreckender Unmittelbarkeit, während die nachfolgenden Episoden manchmal von ihrer komplexen Erzählweise überlagert werden. Trotz dieser Dichte verpassen sie es nicht, durch brillante schauspielerische Leistungen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Serie endet mit einer ernüchternden, aber vielleicht auch befreienden Erkenntnis: Die Wahrheit bleibt möglicherweise für immer im Verborgenen.