29. September, 2024

Technologie

Lloyd’s of London: Trotz Rekordergebnis weiterhin IT-Herausforderungen

Lloyd’s of London: Trotz Rekordergebnis weiterhin IT-Herausforderungen

Business läuft bestens zu den aktuellen Zeiten im traditionsreichen Versicherungsmarkt Lloyd’s of London. Die jahrhundertealte Institution, Heimat von mehr als 50 Versicherern und hunderten Maklern, hat sich von den Widrigkeiten der letzten Jahre, einschließlich den Folgen der Covid-Pandemie und zunehmenden Naturkatastrophen, erholt. Das Ergebnis ist das beste Underwriting seit 2007.

Diese erfreuliche Entwicklung ist das Resultat guter Managemententscheidungen zur Unterstützung leistungsschwächerer Versicherer sowie steigenden Versicherungspreisen. Die Benennung von Sir Charles Roxburgh als neuer Vorsitzender wurde ebenfalls positiv aufgenommen. Roxburgh betonte, der Markt biete "wertvollen Schutz für die Kunden und gesunde finanzielle Renditen für Mitglieder und Investoren".

Doch hinter den Kulissen gibt es Unruhen. Viele Führungskräfte sind besorgt über die langjährigen Probleme mit einem wichtigen IT-Projekt und drängen auf Roxburghs frühzeitigen Start, um diese Herausforderungen anzugehen. "Blueprint II", ein Projekt zur Modernisierung veralteter Backoffice-Systeme, hat seit seiner Ankündigung 2019 und den nachfolgenden Verfeinerungen im Jahr 2020 mehrfach Verlängerungen erfahren. Zuletzt wurde ein geplanter Oktoberstart auf 2025 verschoben.

Ein frustrierter Manager bemängelte die wiederholten Verzögerungen und führt mangelnde Klarheit über den Fortschritt als Hauptproblem an. Ein anderer bemerkte, es handele sich um ein "Glaubwürdigkeitsproblem" für die Führungsebene von Lloyd’s. Einem Insider zufolge hat die Komplexität der Interaktionen zwischen Marktteilnehmern und Abrechnungssystemen die Verzögerungen verursacht.

Lloyd’s hat sich stets schwergetan, eine gemeinsame IT-Plattform zu schaffen. Derzeit nutzen die Teilnehmer ein Flickwerk altmodischer Systeme und manueller Prozesse. Das Ziel ist ein einheitliches System, das Ansprüche und Policendaten standardisiert und für alle einsehbar macht. Dies würde sowohl schnellere Prozesse ermöglichen als auch eine automatisierte Abwicklung der jährlich in Milliardenhöhen gehenden Schadenszahlungen fördern.

Bob James, der neue Chef von Velonetic – einer gemeinsamen Initiative von Lloyd’s und dem IT-Beratungsunternehmen DXC – versprach mehr Transparenz und eine "klare Zeitachse". Um den bisherigen digitalen Fortschritt von Lloyd’s zu verdeutlichen, wird die Nutzung der Placing Platform Limited (PPL) angeführt, die seit 2016 im Einsatz ist. Dennoch laufen einige Prozesse noch auf Papier, was die Workload verdoppelt.

Die Verzögerungen und Unsicherheiten in IT-Fragen kommen in einem schwierigen Übergangszeitraum für Lloyd's hinzufügen. Neben Roxburghs Eintritt steht der Konzern führt auch einen neuen COO, George Marcotte, der seine Stelle erst übernommen hat. Zudem ist der Chief of Markets, Patrick Tiernan, vorübergehend krankgeschrieben. CEO John Neal übernimmt übergangsweise Tiernans regulatorische Aufgaben, mittelfristig wird jedoch ein Ersatz für Neal gesucht.

Roxburgh wird ab Februar aus den USA zurückkehren und den scheidenden Vorsitzenden Bruce Carnegie-Brown begleiten. Brancheneinblicke von Michael Wade loben Roxburghs strategisches Verständnis. Trotz der Herausforderungen in der Technologie wird Lloyd’s seine Stärken ausspielen können, dank der hohen Expertise seiner Underwriter, Makler und Berater.