18. September, 2024

Märkte

Lithium Boom: Tesla treibt den Wandel an

Lithium Boom: Tesla treibt den Wandel an

Die Marktlandschaft für Lithium entwickelt sich trotz einiger Herausforderungen vielversprechend weiter. Der US-amerikanische und kanadische Lithiumsektor ist dabei, sich in 2024 für einen Aufschwung zu rüsten, unterstützt durch mehrere Bauprojekte, die die heimische Lithiumversorgung stärken sollen. Ein Bericht von S&P Global hebt hervor, dass trotz sinkender Preise und Aktivität, besonders in Asien, die langfristigen Nachfragegrundlagen stark bleiben, angetrieben durch den globalen Übergang zu Elektrofahrzeugen (EVs) und Energiespeichern.

Während Lithiumpreise nach einem Höchststand in 2022 im Jahr 2023 gesunken sind, bleiben die langfristigen Aussichten für den EV-Markt vielversprechend. Laut dem Bericht wird erwartet, dass die Verkäufe von EVs bis 2027 auf 30,81 Millionen Einheiten steigen, und die Lithiumpreise sich zwischen 20.000 und 25.000 Dollar pro metrische Tonne stabilisieren. Trotz der zyklischen Natur der Branche sind die aktuellen Preise ausreichend attraktiv, um Investitionen anzuziehen, speziell mit regulatorischer Unterstützung in Ländern wie Kanada.

Branchenexperten wie Rahul Sen Sharma betonen, dass Rückschläge in groß angelegten Transformationen üblich sind, und der Lithiummarkt bildet da keine Ausnahme. Jean-François Béland von Ressources Québec verglich die Bedeutung von Lithium im 21. Jahrhundert mit der von Kohle und Öl in früheren Jahrhunderten, was die zentrale Rolle von Lithium in der Elektrifizierung des Transportwesens unterstreicht.

Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die Lithiumnachfrage im Szenario der Netto-Null-Emissionen bis zu zehnmal ansteigen und könnte 1.700 Kilotonnen (kt) erreichen. Entwicklungen im Bereich der Batteriespeicherung stützen den Markt weiter, mit der prognostizierten Verzehnfachung der Lithiumnachfrage für Speicher bis 2050.

Alternative Technologien wie Natrium-Ionen- und Vanadium-Flow-Batterien könnten die Lithiumnachfrage leicht beeinflussen, aber die Rolle des Metalls in der Batterienproduktion bleibt dominierend. Feststoffbatterien könnten zudem eine neue Nachfrage nach Lithium-Metall bis 2040 erzeugen.

Auf der Angebotsseite hat die Lithiumproduktion stark zugenommen, mit einer aktuellen globalen Produktion von 190 kt, hauptsächlich aus Australien sowie lateinamerikanischen Ländern wie Chile und Argentinien. Bis 2030 wird ein globales Angebot von 450 kt erwartet, doch weitere Investitionen werden notwendig sein, um künftige Nachfragen zu decken und insbesondere Klimaziele zu erreichen.

Benchmark Mineral Intelligence prognostiziert, dass die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien bis 2030 fast vervierfacht wird und 3,9 Terawattstunden erreicht. Das Unternehmen erwartet bis 2029 ein Lithium-Überschuss, jedoch ist das Angebot an umweltschonendem und sozial verantwortungsvollem Lithium derzeit nicht ausreichend, um die Nachfrage zu decken.

Die nachhaltige Beschaffung von Lithium reicht nicht aus, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen. Bis 2026 wird erwartet, dass nur 45% der Lithium-Nachfrage durch recyceltes oder nachhaltig gewonnenes Lithium gedeckt werden kann, was bis 2030 auf 35% sinken könnte.

In diesem Licht gewinnt die Direkte Lithiumextraktion (DLE) als effizientere und nachhaltigere Alternative an Bedeutung. Laut BloombergNEF wird erwartet, dass DLE bis 2030 erheblich zur Lithiumversorgung beiträgt und die Produktion herkömmlicher Verdampfungsverfahren potenziell übertrifft, sofern es kommerziell erfolgreich umgesetzt wird.

Lithium kann aus Hartgestein wie Spodumen und Lepidolith sowie aus Sole gewonnen werden. Die Hauptherausforderung der Verdampfungsmethode ist die langsame Verarbeitung, die bis zu 18 Monate dauern kann. DLE hingegen kann diesen Zeitraum auf zwei Wochen reduzieren und dabei Land und Wasser effizienter nutzen. Trotz des Preisrückgangs bei Lithium setzen Investitionen in DLE fort, da es eine schnellere und nachhaltigere Extraktion von Solen ermöglicht.

Benchmark prognostiziert, dass DLE 14% der globalen Lithiumversorgung bis 2035 ausmachen wird, besonders aus Solen, Geothermie- und Ölfeldern. Jedoch stehen DLE Herausforderungen wie hohe Kosten, Skalierbarkeitsprobleme und Inflation gegenüber, die die Projektausgaben erhöht haben.

DLE bietet höhere Rückgewinnungsraten (80-90%) im Vergleich zu traditionellen Verdampfungsmethoden (20-50%). Große Ölunternehmen wie Exxon investieren aufgrund der Ähnlichkeit mit der Ölextraktion in DLE. Trotz seines Potenzials wird DLE allein die strukturellen Defizite des Lithiummarkts kurzfristig nicht lösen können.