Lindt & Sprüngli, weltweit bekannt für Schokoladenprodukte mit Premiumanspruch, sieht sich in den USA mit einem brisanten Vorwurf konfrontiert: In dunklen Schokoladen der „Excellence“-Linie seien erhöhte Mengen an Cadmium und Blei gefunden worden.
Verbraucherschützer haben eine Sammelklage angestrengt – und die Verteidigungsstrategie des Schokoladenherstellers sorgt nun für heftige Diskussionen.
Was steckt hinter den Vorwürfen?
Die Klage basiert auf Analysen kalifornischer Verbraucherschützer, die in dunkler Schokolade verschiedener Hersteller erhöhte Schwermetallwerte festgestellt haben.
Auch Lindts Produkte „Excellence 70 % Kakao“ und „Excellence 85 % Kakao“ standen auf der Liste. Der Vorwurf: Das Unternehmen habe nicht ausreichend über mögliche Belastungen informiert, obwohl dies in Kalifornien gesetzlich vorgeschrieben ist.
Lindt & Sprüngli weist die Vorwürfe zurück. Die gemessenen Werte lägen unterhalb der zulässigen Grenzwerte und seien daher nicht meldepflichtig, betonte Unternehmenssprecherin Rahel Zickler. Doch ein Gericht in New York ließ die Sammelklage zu – der Fall wird nun in einer Hauptverhandlung behandelt.
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Die ungewöhnliche Verteidigungsstrategie
Aufsehen erregte vor allem die Argumentation der Lindt-Anwälte: Sie bezeichneten die Werbeaussage, die Schokolade sei „mit den besten Zutaten fachmännisch hergestellt“, als bloße Übertreibung („Puffery“).
Laut den Anwälten handle es sich um Marketingfloskeln, die kein vernünftiger Konsument wörtlich nehmen würde.
Diese Verteidigung sorgte für Kritik – auch aus der eigenen Branche. Beobachter warfen Lindt vor, damit den eigenen Qualitätsanspruch zu relativieren und das Vertrauen der Verbraucher zu gefährden. Marketingexperte Marc Schwenniger sieht das jedoch gelassen:
„Solche Übertreibungen sind in der Werbung üblich. Der Durchschnittskonsument weiß, dass dies keine überprüfbaren Fakten sind.“
Die Auswirkungen auf die Branche
Die Sammelklage traf Lindt & Sprüngli empfindlich. Nach der Veröffentlichung der Vorwürfe durch die „NZZ am Sonntag“ rutschte der Aktienkurs des Unternehmens deutlich ab, erholte sich jedoch rasch. Auch andere Schokoladenhersteller, darunter Barry Callebaut, bekamen die Auswirkungen zu spüren.
Der Verband Chocosuisse, der die Interessen der Schweizer Schokoladenindustrie vertritt, zeigt sich weniger besorgt über rechtliche Auseinandersetzungen. Stattdessen verweist Direktor Roger Wehrli auf ein anderes Problem: die rasant gestiegenen Kakaopreise. Diese belasten die gesamte Branche und könnten die Produktionskosten langfristig in die Höhe treiben.
Ist dunkle Schokolade gefährlich?
Die Vorwürfe gegen Lindt & Sprüngli werfen auch Fragen zur Sicherheit von dunkler Schokolade auf. Kakao kann Schwermetalle wie Cadmium aus dem Boden aufnehmen, vor allem wenn er auf vulkanischen Böden in Süd- und Mittelamerika angebaut wird.
Dennoch sehen Experten keinen Grund zur Panik: Ernährungsspezialisten betonen, dass der Konsum dunkler Schokolade in üblichen Mengen gesundheitlich unbedenklich sei.
„Schweizer Hersteller garantieren höchste Qualität und halten die gesetzlichen Vorgaben ein“, versichert Chocosuisse-Direktor Wehrli. Es gebe keine Hinweise, dass der Verzehr dunkler Schokolade ein Risiko darstelle.