25. Oktober, 2024

Wirtschaft

Lilium kratzt die Kurve: Das fliegende Taxi in der Insolvenzfalle

Lilium kratzt die Kurve: Das fliegende Taxi in der Insolvenzfalle

Der Pionier der fliegenden Taxis, Lilium aus Deutschland, der einst mit über 3 Milliarden Euro bewertet wurde, steht vor dem finanziellen Kollaps, nachdem die deutsche Regierung unter Olaf Scholz eine dringend benötigte Finanzspritze blockiert hat.

Lilium, das 2017 seinen ersten erfolgreichen Flug absolvierte, hat verkündet, dass der Großteil seiner Geschäftsbereiche zahlungsunfähig ist. Diese Bereiche sollen nun eine Eigenverwaltung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens beantragen, während das Unternehmen nach möglichen Käufern oder Rettungsfinanzierungen sucht.

Der Wendepunkt kam, als Lilium am 17. Oktober mitgeteilt wurde, dass die Regierung in Berlin keine 50-Millionen-Euro-Garantie für einen Kredit einer staatlichen Investmentbank bewilligen würde. Auch in Bayern konnte keine Einigung über eine weitere Garantie in Höhe von 50 Millionen Euro erzielt werden.

Das in München ansässige Start-up hat bisher über 1,4 Milliarden Euro an Finanzmitteln aufgebracht und 2021 in einem Reverse Takeover in New York an die Börse gegangen. Doch seit Januar 2021 ist der Unternehmenswert um mehr als 98 Prozent gesunken.

Lilium sah sich mit erheblichen Verzögerungen bei der Produktion seines Evtol-Jets (electric vertical take-off and landing) konfrontiert, der Geschwindigkeiten von bis zu 154 mph erreichen und eine Reichweite von 109 Meilen haben soll. Das Flugzeug sollte vertikal starten, innerhalb von 45 Minuten aufgeladen sein und sechs Passagiere transportieren können, mit dem Ziel, fliegende Taxis in Europa, den USA und Großbritannien zu verkaufen.

Das Unternehmen hatte Partnerschaften mit Lufthansa geschlossen und kürzlich einen Auftrag über bis zu 100 Jets aus Saudi-Arabien erhalten. Wichtige Investoren sind Tencent aus China und die britische Investmentgruppe Baillie Gifford.

Kundenauslieferungen waren jedoch erst für 2026 geplant, und die Flugtests wurden mehrfach verschoben. Obwohl im Mai 114 Millionen Dollar von Investoren eingeworben wurden, wurde eine Finanzspritze der deutschen Regierung immer wieder verzögert. Bereits Anfang Oktober gab Lilium bekannt, dass es sofortige Kostensenkungen bräuchte, sollte die staatliche Finanzierung ausbleiben.

Klaus Roewe, CEO von Lilium, kritisierte kürzlich den Bundestag dafür, dass deutsches Ingenieurwissen angesichts der Finanzierungsfrage das Land verlassen könnte. Trotz deutlichem Kapitalbedarf bestand er darauf, dass es nicht darum gehe, ein krisengeschütteltes Unternehmen mit Mitteln zu retten. Er betonte, dass die "privaten Investoren, größtenteils aus den USA und China, weiter investieren möchten", jedoch auch ein Signal wollen, dass Investitionen in deutsche Firmen keinen Nachteil darstellen. Abschließend fragte er: "Wollen wir wirklich die Elektrifizierung der Luftfahrt ins Ausland ziehen lassen, wenn die beste Technologie der Welt von deutschen Ingenieuren entwickelt wurde?"