Lightspeeds Wandel und Herausforderungen
Das kanadische Fintech-Unternehmen Lightspeed, einst gefeiert für seine Innovationskraft und schnelles Wachstum, erlebt aktuell eine kritische Phase.
Nach einer Reihe von Übernahmen und einem darauffolgenden Börsencrash ringt das Unternehmen um Stabilität und Vertrauen am Markt.
Gründer Dax Dasilva, der als Architekt des frühen Erfolgs galt, hat die Führung zurückerlangt, um Lightspeed zurück auf Kurs zu bringen. Doch gelingt der Turnaround?
Ein Highflyer mit Startschwierigkeiten
Gegründet im Jahr 2005, begann Lightspeed als Anbieter eines Point-of-Sale-Systems für Händler. Erst später entwickelte sich das Unternehmen zu einem Fintech, das Zahlungslösungen integriert.
Dabei bewies es bemerkenswerten Ehrgeiz: Bereits 2011 wurde Lightspeed als „schnellstwachsendste Firma in Quebec“ ausgezeichnet.
Der Einstieg des Risikokapitalgebers Accel 2012 war ein entscheidender Wachstumstreiber, der Lightspeed den Weg für eine Serie von Übernahmen und schließlich den Börsengang 2019 ebnete.
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Auf der Übernahmewelle: Vom Erfolg zur Krise
Zwischen 2020 und 2022 tätigte Lightspeed mehrere milliardenschwere Übernahmen, darunter das deutsche Unternehmen Gastrofix sowie die Firmen Vend, Nuorder und Ecwid.
Doch diese aggressive Expansionsstrategie forderte ihren Preis. Investoren, die während des Tech-Booms optimistisch gestimmt waren, kehrten Lightspeed den Rücken, als klar wurde, dass viele Akquisitionen strategisch nicht in die Kernmärkte passten.
Die Folge: massive Abschreibungen in Höhe von 749 Millionen Dollar im Jahr 2022 und ein dramatischer Kursverlust von über 80 Prozent.
Fokus auf Effizienz: Dasilvas Rückkehr und Sparmaßnahmen
Im Jahr 2024 kehrte Dax Dasilva zurück und verschrieb dem Unternehmen eine rigorose Sparpolitik. Zwei große Entlassungswellen reduzierten die Belegschaft um insgesamt 480 Mitarbeiter und senkten die Personalkosten um 15 Prozent.
Zudem konzentrierte sich Lightspeed auf zwei Kernmärkte: Gastronomie in Europa und Einzelhandel in Nordamerika. Zwischen März und September 2024 stieg der Umsatz um 24 Prozent, während die Kosten fast stagnierten. Dennoch bleibt die EBIT-Marge negativ, was Fragen zur langfristigen Rentabilität aufwirft.
Das Payment-Wachstum als Hoffnungsträger
Während das Softwaregeschäft mit einem Wachstum von lediglich 8 Prozent enttäuschte, zeigt sich das Payment-Segment als Motor des Umsatzwachstums.
Mit einer Steigerung von 37 Prozent trägt dieses mittlerweile einen erheblichen Teil der Umsätze bei. Doch der Fokus auf bestehende Kunden weckt Zweifel, ob Lightspeed in der Lage ist, neue Märkte zu erschließen. Ohne frisches Wachstum könnte der Konzern langfristig an Dynamik verlieren.
Wie steht Lightspeed im Wettbewerb?
Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Sumup wirkt Lightspeed mit einem Börsenwert von 2,3 Milliarden Dollar unterbewertet. Das Unternehmen verfügt über keine nennenswerten Schulden und hält beachtliche 659 Millionen Dollar an Cashreserven.
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Rechnet man diese ab, beträgt die effektive Bewertung nur 1,6 Milliarden Dollar – ein Schnäppchen, wenn man zukünftige Margen optimistisch betrachtet. Doch Sumups Bewertung von über 8 Milliarden Dollar zeigt auch, dass Marktteilnehmer bei Lightspeed Unsicherheiten sehen, etwa in Bezug auf Wachstumsstrategien und Zielmärkte.
Ein risikoreiches Investment
Lightspeed ist zweifellos eine spannende Wette auf die Zukunft. Mit einer starken Position im Payment-Bereich und einem klaren Fokus auf Profitabilität bietet das Unternehmen Potenzial.
Doch angesichts eines schwächelnden Softwaregeschäfts und der Frage, ob weitere Marktanteile zu gewinnen sind, bleibt das Investment risikoreich. Anleger müssen abwägen, ob die aktuelle Bewertung ein realistisches Abbild der Zukunft ist – oder ob Lightspeed noch immer mit Altlasten zu kämpfen hat.