Der kriselnde Wohnungsbau in Deutschland kann nach langer Talfahrt einen leichten Aufwind verzeichnen: Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts verkünden eine erfreuliche Nachricht. Im Januar stieg die Zahl der bewilligten Wohnungen auf 18.000, was einem Anstieg von 6,9 Prozent beziehungsweise zusätzlichen 1.200 Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dennoch hängt dieses zarte Pflänzchen Hoffnung am sprichwörtlichen seidenen Faden, denn das groß angelegte Finanzpaket der Bundesregierung hat die Bauzinsen in die Höhe schnellen lassen, was das Bauen und Kaufen erheblich verteuert. Bereits im Dezember des Vorjahres zeigte sich ein positiver Trend mit einem Plus von gut 5 Prozent bei den Baugenehmigungen zum Vorjahresmonat. Zuvor hatte das Baugeschehen kontinuierlich seit April 2022 an Schwung verloren. Besonders der soziale Wohnungsbau fungiert aktuell als wichtige Stütze für die Bauindustrie, wie aus dem Bundesministerium für Wohnungswesen zu vernehmen ist. Obwohl die jüngsten Zahlen eine Erholung vom niedrigsten Stand seit 2010 andeuten, als die Baugenehmigungen auf 215.900 zurückgingen, birgt die derzeitige Zinsentwicklung schlechte Prognosen. Insbesondere Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser schnellten im Januar um 21,7 Prozent in die Höhe, während Mehrfamilienhäuser ein moderateres Plus von 5,8 Prozent verzeichneten. Zweifamilienhäuser hingegen mussten einen Rückgang von über zehn Prozent hinnehmen. Der sprunghafte Anstieg der Bauzinsen, ausgelöst durch das geplante Finanzpaket von Union, SPD und Grünen, dämpft jedoch die Euphorie. Laut FMH-Finanzberatung stiegen die Zinsen für Darlehen mit zehnjähriger Laufzeit zuletzt auf über 3,7 Prozent. Analysten von Barkow Consulting betonten, dass dies der stärkste Anstieg seit der Finanzkrise vor 18 Jahren sei. Diese Entwicklung trifft Bauherren und Immobilienkäufer hart, da selbst geringfügige Zinssteigerungen erhebliche Kosten mit sich bringen können. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands HDB, sieht den Wohnungsbau weiterhin unter immensem Druck. Trotz steigender Neubaunachfrage seien verlässliche Förderprogramme und eine reduzierte Bürokratie durch vereinheitlichte Bauvorschriften unumgänglich, um eine nachhaltige Erholung zu gewährleisten.
Wirtschaft
Lichtblick für den deutschen Wohnungsbau: Baugenehmigungen steigen wieder
