22. Oktober, 2024

Wirtschaft

Licht aus in Kuba - Eine Nation im Dunkeln

Licht aus in Kuba - Eine Nation im Dunkeln

Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel hatte am Sonntagabend eine unkonventionelle Kleiderwahl getroffen, als er in militärischer Uniform statt des üblichen Anzugs im Fernsehen auftrat. Diese Geste sollte zweierlei signalisieren: massive Anstrengungen zur Wiederherstellung der Stromversorgung sowie eine unmissverständliche Warnung an mögliche Protestierende. Nach drei Tagen landesweiter Stromausfälle mahnte er seine Landsleute eindringlich zur "Disziplin" und "Gesittung", andernfalls drohten rigorose Strafen.

Seit dem 18. Oktober sind fast 10 Millionen Kubaner ohne Strom, nachdem das marode Energienetz der Insel zusammengebrochen war. Laut staatlicher Stellen war ein unerwarteter Anstieg der Nachfrage durch Klimaanlagen in Haushalten und kleinen Unternehmen der Auslöser für kleinere Ausfälle. Diese gipfelten in einem vollständigen Zusammenbruch, als die mit Öl betriebene Antonio Guiteras Kraftwerksanlage versagte. Ein herannahender Hurrikan der Kategorie eins verschärfte die Lage zusätzlich, hinderte er doch die Versorgung der Anlagen mit Treibstoff.

Im Windschatten uralter sowjetischer Kraftwerke, die weder Wartung noch Ersatzteile erhalten, kämpft Kuba mit der Energieversorgung. US-Sanktionen gelten hier als Bremsklotz. Versorgungslücken werden notdürftig mit „Powerships“ aus der Türkei gelindert, während die Kraftstoffproduktion mit 40.000 Barrel pro Tag nur ein Drittel des Bedarfs deckt. Die bisherige Unterstützung durch Venezuela schwand, als das Land seine Exporte im Licht eigener Krisen drosselte.

Die prekäre Lage wird von einem inflationären Umfeld begleitet, das den wirtschaftlichen Druck erhöht. Die Regierung hat begonnen, den knappen Treibstoff zu rationieren, und schließt notgedrungen Fabriken, Nachtclubs und Schulen. Um soziale Unruhen zu vermeiden, setzt sie auf Solarenergie, die längst überfällig ist. Bis 2028 plant die Regierung, zwei Gigawatt Solarkapazität zu installieren, was langfristig lediglich einen Teil des Energiehungers stillen wird.

Die agierenden Kräfte, allen voran Díaz-Canel, stehen nicht nur vor einer wirtschaftlichen Herausforderung, sondern müssen auch den sozialen Frieden im Lande wahren. Radikale Reformen sind notwendig, doch ob diese rechtzeitig erfolgen, bleibt offen. So bleibt Díaz-Canel nur der symbolische Kleiderwechsel.