22. September, 2024

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Lenkungsausschuss stoppt vorerst Verkauf weiterer Commerzbank-Anteile

Lenkungsausschuss stoppt vorerst Verkauf weiterer Commerzbank-Anteile

Nach dem überraschenden Einstieg der italienischen Großbank Unicredit hat Deutschland entschieden, vorerst keine weiteren Commerzbank-Aktien zu veräußern. Der Lenkungsausschuss in Berlin fasste diesen Beschluss, wie die Finanzagentur des Bundes bekanntgab. Dies schließt auch etwaige Aktienrückkäufe der Commerzbank ein.

In der Mitteilung bezeichnete die Finanzagentur die Commerzbank als ein stabiles und ertragsstarkes Institut. Die Strategie sei klar auf Eigenständigkeit ausgelegt, was der Bund weiter unterstützen werde, indem er seine Beteiligung beibehält.

Seit der Finanzkrise ist der Bund der größte Aktionär der Commerzbank und hatte begonnen, seine Anteile schrittweise zu verkaufen. Diese Gelegenheit nutzte Unicredit und erwarb überraschend einen erheblichen Anteil an dem Dax-Konzern. Die italienische Bank hält nun knapp 9,2 Prozent der Aktien, während der Bund 12 Prozent besitzt.

Der Verkauf der Anteile erfolgte am 10. September in einem beschleunigten Orderbuch-Verfahren, bei dem sich Unicredit mit einem deutlichen höheren Angebot gegen alle Mitbewerber durchsetzte. Der Zuteilungspreis betrug 13,20 Euro je Aktie, was 60 Cent über dem Schlusskurs lag. Der Bund erzielte hierdurch Einnahmen in Höhe von 702 Millionen Euro. Erst als der Zuschlag an Unicredit feststand, wurde bekannt, dass die Italiener weitere 4,7 Prozent der Commerzbank-Aktien an der Börse erworben hatten.

Von der Gewerkschaft Verdi und dem Gesamtbetriebsrat der Commerzbank kam deutlicher Widerstand gegen eine mögliche Übernahme durch Unicredit. Sie forderten, dass der Bund keine weiteren Anteile veräußert und sich für den Erhalt der Commerzbank als eigenständiges Institut einsetzt. Laut Verdi-Chef Frank Werneke sei dies auch im Interesse der deutschen Wirtschaft notwendig.

Der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge, warnte, dass durch einen Deal mit Unicredit zwei Drittel der Arbeitsplätze gefährdet wären. Ende Juni beschäftigte die Commerzbank weltweit etwa 38.700 Vollzeitkräfte, davon über 25.000 in Deutschland.

Durch den jüngsten Aktienerwerb ist Unicredit nun der zweitgrößte Anteilseigner der Commerzbank. An dritter Stelle folgt der US-Vermögensverwalter Blackrock, der rund sieben Prozent der Anteile hält, jedoch kein strategisches Interesse verfolgt. Unicredit ist bereits durch die HVB in Deutschland vertreten.