Lebensmittelaktien auf dem Prüfstand: wo es gerade attraktive Kaufchancen gibt
Die Lebensmittelindustrie galt lange als krisensicher, doch die steigenden Rohstoffkosten und die Sparmaßnahmen der Verbraucher bringen die großen Konzerne ins Wanken.

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Lebensmittelaktien auf dem Prüfstand: wo es gerade attraktive Kaufchancen gibt

Die Lebensmittelbranche gilt als krisensicher, doch steigende Rohstoffkosten und Verbraucherrückgang setzen den Konzernen zu. Jetzt bieten sich Chancen für selektive Investments – doch nicht jeder Aktienwert wird die Trendwende schaffen.

Die Lebensmittelbranche galt lange als sicherer Hafen für Investoren – doch diese Zeiten scheinen vorbei. Die steigende Inflation und die veränderte Nachfrage der Verbraucher zwingen große Konzerne wie Nestlé, Danone und Mondelez, ihre Strategien zu überdenken.

Während einige Unternehmen kämpfen, um ihre Margen zu halten, bietet der Markt auch neue Chancen. Der 36-Milliarden-Dollar-Deal zwischen Mars und Kellanova zeigt, dass Übernahmen wieder an Fahrt aufnehmen könnten. Doch nicht jede Aktie wird von dieser Entwicklung profitieren.

Übernahme von Kellanova: Mars stärkt seine Position

Mars, einer der größten Schokoladenhersteller der Welt, hat den Chips-Produzenten Kellanova übernommen, einen Teil der früheren Kellogg Company.

Der Kaufpreis von 83,50 Dollar pro Aktie zeigt, dass Mars bereit ist, kräftig zu investieren, um sich unabhängiger von steigenden Rohstoffpreisen zu machen. Der Deal katapultierte die Kellanova-Aktie um fast acht Prozent nach oben und verdeutlicht, dass Übernahmen in der Lebensmittelbranche wieder eine größere Rolle spielen könnten.

Experten wie Philip Terwey vom Vermögensverwalter GS&P sehen in dem Schritt eine starke Finanzkraft der Branche. Dennoch ist Vorsicht geboten: Nicht alle Lebensmittelkonzerne sind so gut aufgestellt wie Mars.

Lebensmittelaktien: Schwächere Performance trotz Krisenstärke

Lebensmittelaktien gelten als krisenfest, doch in den letzten Jahren hinkte der MSCI World Consumer Staples Index dem breiten Markt hinterher. Die Inflation hat viele Unternehmen gezwungen, ihre Preise zu erhöhen.

Doch die Verbraucher reagieren: Sie greifen immer häufiger zu günstigeren No-Name-Produkten. Die Folge sind sinkende Umsätze bei den großen Markenherstellern.

Doch es gibt Anzeichen für eine Trendwende. Während viele Aktien Anfang September Verluste hinnehmen mussten, zeigten sich Lebensmittelaktien relativ stabil. Besonders Unternehmen mit einer starken Präsenz in Schwellenländern, wie Mondelez oder Nestlé, könnten von einem Aufschwung profitieren.

Nestlé: Der Riese kämpft mit Imageproblemen

Nestlé ist der größte Lebensmittelkonzern der Welt, aber auch dieser Gigant kämpft mit Problemen. Die Aktie verlor seit Anfang 2022 rund 30 Prozent an Wert, was für ein traditionell stabiles Wertpapier ein harter Schlag ist.

Ein Grund ist der schwächelnde Schweizer Franken, aber auch das schlechte Image des Unternehmens spielt eine Rolle. Vor allem in Schwellenländern steht Nestlé in der Kritik, beispielsweise wegen des hohen Zuckergehalts in seiner Babynahrung.

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Doch Nestlé hat Potenzial. Unter dem neuen CEO Laurent Freixe, der Anfang September das Ruder übernommen hat, könnte der Konzern neue Wege gehen. Die Rohstoffpreise bleiben ein Problem, aber wer auf eine Erholung der Aktie setzt, könnte langfristig belohnt werden.

Kraft Heinz: Solider Wert für geduldige Anleger

Kraft Heinz, bekannt für Marken wie Heinz-Ketchup und Capri-Sonne, hat seit der Fusion von Kraft Foods und Heinz im Jahr 2015 Schwierigkeiten, den Erwartungen gerecht zu werden.

Quelle: Eulerpool

Die Aktie hat in den letzten Jahren stark an Wert verloren, und das Unternehmen kämpft mit sinkenden Umsätzen. Doch Starinvestor Warren Buffett hält weiterhin an Kraft Heinz fest, was ein positives Zeichen für langfristig orientierte Anleger sein könnte.

Trotz der schwachen Kursentwicklung zahlt Kraft Heinz eine solide Dividende, die mit über vier Prozent Rendite im Branchenvergleich hoch ist. Das Unternehmen hat begonnen, seine Schulden langsam abzubauen, und könnte bei einer Erholung des Konsumklimas wieder an Wert gewinnen. Anleger, die Geduld mitbringen, könnten hier langfristig belohnt werden.

Danone: Nachhaltigkeit als Trumpf?

Danone hat sich konsequent auf den Trend zur gesunden Ernährung und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die Aktie des französischen Konzerns bleibt jedoch weit hinter ihrem Allzeithoch zurück.

Analysten sehen in Danone einen möglichen Übernahmekandidaten. Unternehmen wie Pepsico oder Nestlé könnten daran interessiert sein, die starke Position von Danone im Milchsektor auszubauen.

Trotzdem bleibt Danone auch eigenständig interessant. Das Engagement im Bereich nachhaltiger Ernährung und die solide Dividende könnten langfristig für Anleger attraktiv sein. Der Börsenwert von rund 40 Milliarden Euro macht das Unternehmen zudem zu einem potenziellen Übernahmeziel für die großen Player der Branche.

General Mills: Ein amerikanischer Klassiker unter Druck

General Mills ist vor allem für Marken wie Häagen-Dazs und Cheerios bekannt, doch der Traditionskonzern kämpft ebenfalls mit den Herausforderungen der Zeit. Die gestiegenen Preise für Rohstoffe belasten das Unternehmen, und auch das veränderte Konsumverhalten macht General Mills zu schaffen. Der Umsatz ging im letzten Geschäftsjahr leicht zurück, da die Preiserhöhungen nicht den gewünschten Erfolg brachten.

Quelle: Eulerpool

Dennoch könnte General Mills von neuen Produktentwicklungen profitieren. Das Unternehmen setzt zunehmend auf gesündere Alternativen, wie die kohlenhydratreduzierte Nudelmarke "Carbe Diem".

Wenn diese Innovationen greifen, könnte die Aktie wieder an Fahrt aufnehmen. Auch das margenstarke Tierfuttergeschäft trägt etwa zehn Prozent zum Umsatz bei und bleibt ein stabiler Faktor in der Bilanz.

Chancen und Risiken bei Lebensmittelaktien

Die Lebensmittelbranche steht vor einem Wendepunkt. Während Übernahmen wie der Mars-Kellanova-Deal den Markt beflügeln, kämpfen andere Konzerne mit Inflation und veränderten Konsumgewohnheiten.

Anleger sollten gezielt nach Unternehmen suchen, die stark in Schwellenländern aufgestellt sind oder durch Zukäufe wachsen. Markenhersteller wie Nestlé, Danone, General Mills, Kraft Heinz und Mondelez bieten Chancen – doch selektive Entscheidungen sind jetzt entscheidend.