03. Oktober, 2024

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Langzeitfolgen tropischer Stürme: Ein unterschätztes globales Phänomen

Langzeitfolgen tropischer Stürme: Ein unterschätztes globales Phänomen

Die jüngste Forschungsarbeit im renommierten Fachjournal Nature enthüllt eine schockierende Erkenntnis: Die Mortalität nach tropischen Stürmen steigt über mehr als ein Jahrzehnt hinweg kontinuierlich an, und die Ursachen sind oft unerwartet. In der vergangenen Woche stieg die offizielle Zahl der Todesopfer durch Hurrikan Helene auf über 100, nachdem der Sturm aus Florida landeinwärts zog, Häuser überflutete und Autos wegspülte. Doch erst in den kommenden Jahren wird das gesamte Ausmaß des menschlichen Leids sichtbar werden – und es könnte sich auf Tausende summieren. Die Studie analysierte 501 Sturmereignisse zwischen 1930 und 2015 in den kontinentalen Vereinigten Staaten. Die Forscher stellten fest, dass ein durchschnittlicher tropischer Sturm in den 15 Jahren nach seinem Auftreten zu zusätzlichen 7.000 bis 11.000 Todesfällen führte. Damit übertrafen die Todesopfer durch tropische Stürme während des Untersuchungszeitraums die Zahl der Toten durch Autounfälle, Infektionskrankheiten und Kriegshandlungen von US-Soldaten. Dieses Resultat steht in krassem Gegensatz zu den durchschnittlich 24 direkten Todesfällen durch Hurrikane, die von den US-Behörden gemeldet werden. Die Studienautoren verbrachten Jahre damit, ihre Berechnungen zu prüfen, um sicherzustellen, dass sie korrekt sind. „Das Ausmaß dieser Ergebnisse ist dramatisch anders, als wir erwartet hatten“, kommentierte Solomon Hsiang, Professor für globale Umweltpolitik an der Doerr School of Sustainability der Stanford University, der die Studie gemeinsam mit Rachel Young, Postdoktorandin an der University of California, Berkeley, durchführte. Das Forschungsteam nutzte eine Methode, die auch bei der Ermittlung von „überschüssigen Todesfällen“ durch Covid-19 und Hitzewellen angewandt wurde. Diese Technik betrachtet typische Sterblichkeitsmuster und isoliert Anomalien, die ausschließlich durch die untersuchte Variable – in diesem Fall einen erheblichen Sturm – verursacht worden sein könnten. Frühere Studien beschäftigten sich meist nur mit kurzfristigen Folgen wie erhöhten Krankenhausaufenthalten nach Hurrikanen. Eine Untersuchung in Nature fand beispielsweise, dass ältere Medicaid-Patienten in der Woche nach einem Sturm häufiger hospitalisiert wurden. Weitere Studien, etwa in The Journal of the American Medical Association und The Lancet, belegten ebenfalls erhöhte Sterblichkeitsraten in den ersten Wochen nach Zyklonen.