Die jüngsten Entwicklungen um die Festlegung der Vertrauensfrage und das Datum für die Neuwahlen haben verdeutlicht, dass Olaf Scholz, der amtierende Bundeskanzler, trotz des Drucks von seinen Kritikern eher behutsam agiert. Indem er den 16. Dezember für die Vertrauensfrage und den 23. Februar für Neuwahlen angesetzt hat, zeigt sich Scholz kompromissbereit. Dennoch scheint der Kanzler selbst bei einer drohenden Niederlage den Gang der Ereignisse verlangsamen zu wollen. Diese Verzögerung mag manchem Beobachter als unnötig und wenig würdevoll erscheinen, denn die Frage bleibt im Raum stehen: Warum die Entscheidung nicht bereits im November herbeiführen und damit dem Bundestag einen Handlungsspielraum bieten? Derzeit ist dieser beinahe zur Untätigkeit gezwungen, da größere Entscheidungen momentan kaum zu erwarten sind. Die SPD, die in gegenwärtigen Umfragen nach dem Bruch der Ampelkoalition weiter an Stimmen verliert, sieht sich indes einer ernsten Herausforderung gegenüber. Der Rückgang in der Wählergunst scheint eng mit Olaf Scholz verbunden zu sein. Doch die kritische Frage bleibt, wer in der SPD gewillt ist, diesem Problem offen zu begegnen und Olaf Scholz darauf hinzuweisen.