08. November, 2024

Wirtschaft

Ladeinfrastruktur als große Hürde für Elektro-Lkw: Daimler-Truck-Chef schlägt Alarm

Ladeinfrastruktur als große Hürde für Elektro-Lkw: Daimler-Truck-Chef schlägt Alarm

Die schleppend entwickelte Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw erweist sich zunehmend als dringliches Problem für die Branche, wie Daimler-Truck-Chef Martin Daum auf der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation in Hannover betonte. Daum hob hervor, dass die Produkte bereits bereitstehen und Elektro-Lkw auf Gesamtkostenbasis mit Dieselantrieben konkurrenzfähig sind. Doch es mangele an der nötigen Ladeinfrastruktur, wodurch sich der Marktdurchbruch verzögere. Zudem seien die Planungsprozesse für Stromnetze in Europa extrem langwierig, was sofortige Maßnahmen erfordere. „Die Uhr tickt“, warnte der Manager, der noch bis Ende des Monats im Amt ist.

Besonders im Hinblick auf die ab 2030 verschärften EU-Regelungen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes bräuchte die Branche einen hohen Anteil lokal emissionsfreier Lkw. Der zukünftige Bedarf an Elektro-Lkw werde die aktuellen Produktionskapazitäten bei weitem übersteigen, auch wenn der Mercedes-Benz eActros 600, für den bereits rund 2.000 Bestellungen vorliegen, ab Ende des Jahres in Serie geht.

Ein CO2-Preis auf Diesel, wie in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark, wirke kostendämpfend bei den Betriebskosten und dürfte europaweit Schule machen. Karin Radström, designierte Nachfolgerin von Daum, sprach von einem "Henne-Ei-Problem" in Bezug auf die Ladeinfrastruktur und rief nach staatlicher Unterstützung, um diese Engpässe zu lösen. Sie kritisierte, dass selbst die bestehenden, wenig ambitionierten EU-Programme zur Ladeinfrastruktur (AFIR) momentan nicht erfüllt würden.

In Europa gestaltet sich das aktuelle Geschäft für Daimler Truck schwieriger als erwartet. Anstatt der prognostizierten Besserung hat sich die Lage im zweiten Halbjahr verschlechtert. Daum sieht momentan keine Entspannung für das erste Halbjahr des kommenden Jahres. Im wichtigsten deutschen Werk in Wörth ist Kurzarbeit angesetzt, wobei rund die Hälfte der 10.000 Beschäftigten betroffen sind. Radström konnte noch keinen Zeitpunkt nennen, wann eine Besserung der Situation zu erwarten ist.

Hingegen läuft es im profitablen nordamerikanischen Markt sehr gut. Die Produktionsslots für dieses Jahr sind nahezu ausgebucht und der Konzern plant, das kommende Jahr mit demselben Tempo anzugehen.