Die Wirte der Gastronomiebranche sind verärgert über die Mehrwertsteuer auf Speisen in ihren Betrieben. Doch geht es dabei nicht nur um ein paar Euro mehr für ein Schnitzel. Vielmehr wirft diese Diskussion ein Schlaglicht auf das komplexe Steuersystem in Deutschland.
Die Besteuerung von Lebensmitteln gleicht einem Lotteriespiel. Da ist beispielsweise ein Latte Macchiato, der unter sieben Prozent Mehrwertsteuer fällt - allerdings nur, wenn er zu mindestens 75 Prozent aus Milch besteht. Wenn man sein Essen im Stehen verzehrt, gilt der niedrigere Steuersatz. Setzt man sich jedoch hin, wird der höhere fällig. Dieses Steuerchaos an sich ist schon schlimm genug. Noch ärgerlicher ist allerdings die Tatsache, dass die Politik die Mehrwertsteuer nutzt, um das Verhalten der Bürger nach ihren eigenen Vorstellungen zu lenken.
Nach dem Willen des Umweltbundesamts sollen Fleisch und Milch künftig mit dem höheren Satz von 19 Prozent besteuert werden. Dagegen würden aus Soja hergestellte Schnitzel und Hafermilch von dem günstigeren Satz profitieren. Angebracht ist die Frage, ob es wirklich die Aufgabe des Staates ist, das Essverhalten der Bürger in einem derartigen Ausmaß zu manipulieren.
Diese Diskussion um die Mehrwertsteuer in der Gastronomie zeigt deutlich, dass es dringend Reformbedarf gibt. Es sollte einfacher und transparenter gestaltet werden. Die aktuellen Regelungen sind für Wirte und Verbraucher gleichermaßen verwirrend und kaum nachvollziehbar. Eine einheitliche Regelung ohne das ständige Hin und Her würde für mehr Klarheit sorgen.
Die Politik sollte davon absehen, über die Besteuerung das Verhalten der Bürger manipulieren zu wollen. Stattdessen sind klare und einfache Regeln gefragt, die für alle Beteiligten verständlich und fair sind.