24. April, 2025

Quartalszahlen

Kursziel halbiert, Aktie stabil – Was Anleger bei AMD wirklich interessiert

Trotz deutlicher Kurszielsenkung durch Bernstein bleibt AMD an der Börse gefragt. Handelskonflikte mit China, Konkurrenz durch Intel und Sorgen um das KI-Geschäft drücken auf die Stimmung – doch der Markt reagiert anders als erwartet.

Kursziel halbiert, Aktie stabil – Was Anleger bei AMD wirklich interessiert
Analysten warnen: US-Sanktionen gegen China könnten AMDs KI-Geschäft massiv ausbremsen – jeder Umsatzrückgang drückt direkt auf den Gewinn je Aktie.

Die Zahlen sprechen gegen AMD

Minus 43 Prozent in zwölf Monaten, fast ein Drittel seit Jahresbeginn – rein charttechnisch wäre bei AMD längst die Alarmstufe rot erreicht. Und nun senkt auch noch Bernstein Research den Daumen: Das neue Kursziel liegt bei nur noch 95 US-Dollar, eine kräftige Korrektur von zuvor 125 Dollar. Doch was macht der Markt? Er zuckt mit den Schultern. Die Aktie steigt.

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For 50 years AMD has driven innovation in high-performance computing, graphics and visualization technologies ― the building blocks for gaming, immersive platforms and the data center. Hundreds of millions of consumers, leading Fortune 500 businesses and cutting-edge scientific research facilities around the world rely on AMD technology daily to improve how they live, work and play. AMD employees around the world are focused on building great products that push the boundaries of what is possible.

Warum Anleger nicht in Panik verfallen, obwohl die Risiken auf dem Tisch liegen, hat mehrere Gründe. Und keiner davon findet sich in einem klassischen Bewertungsmodell.

Quelle: Eulerpool

China, Zölle, KI: Die wackelige Grundlage der AMD-Fantasie

Die Analystin Stacy Rasgon nennt klare Gründe für ihren Pessimismus. Erstens: Die neuen Exportbeschränkungen in China treffen AMD mitten ins Herz – das Potenzial im KI-Segment wird dadurch erheblich eingeschränkt. Zweitens: Die Konkurrenz durch Intel wächst. Und drittens: Auch andere Geschäftsbereiche wie Embedded Systems oder Gaming leiden unter den makroökonomischen Unsicherheiten.

Insbesondere die China-Politik Washingtons wird zunehmend zur Belastung. AMD ist zwar nicht so abhängig von China wie Nvidia, doch ein wachsender Anteil des Umsatzes – insbesondere im KI-nahe Umfeld – stammt aus Regionen, die nun geopolitisch risikobehaftet sind. Rasgons Modellrechnung ist ernüchternd: Jede Milliarde an entgangenem Umsatz kostet AMD rechnerisch 25 Cent Gewinn pro Aktie.

Quelle: Eulerpool

Trotz allem: Anleger bleiben gelassen

Die vielleicht spannendste Beobachtung aber ist: Die Börse bewertet AMD derzeit nicht allein nach kurzfristigen Margen oder Quartalszahlen. Die Aktie legte am Tag der Kurszielsenkung sogar zu – erst im späten Handel um 0,82 %, dann vorbörslich noch einmal um über 3 %. Das ist kein Reflex, das ist ein Statement.

Denn das durchschnittliche Kursziel liegt laut TipRanks mit rund 141 Dollar weiterhin deutlich über dem aktuellen Kurs. Zwei Drittel der Analysten empfehlen die Aktie weiterhin zum Kauf. Der Tenor: Wer an die langfristige Rolle von AMD im KI- und Servermarkt glaubt, sollte den aktuellen Rücksetzer als Einstiegschance sehen.

Intel kommt, aber noch nicht an

Auch die Konkurrenz durch Intel sollte man nicht überbewerten. Zwar holt der einstige Riese operativ wieder auf – zuletzt auch durch schmerzhafte, aber gezielte Stellenstreichungen.

Doch technologisch liegt AMD in mehreren Bereichen weiterhin vorne, insbesondere bei energieeffizienten High-Performance-Chips für Rechenzentren.

Quelle: Eulerpool

Zudem hat AMD mit Xilinx (nach der Übernahme) ein Ass im Bereich FPGA und Embedded Systems im Portfolio – ein Bereich, der mit wachsender Automatisierung und Edge-Computing immer wichtiger wird.

Der Markt glaubt an die Story – trotz aller Dämpfer

Im Kern vertraut der Kapitalmarkt auf eine AMD-typische Stärke: strategische Fokussierung. Während viele Wettbewerber sich in zu vielen Segmenten verzetteln oder wie Intel Altlasten abtragen, bleibt AMD trotz Gegenwind vergleichsweise agil. Lisa Su, CEO des Unternehmens, genießt hohes Vertrauen bei institutionellen Investoren. Und das ist in unsicheren Zeiten oft mehr wert als ein paar Cent Gewinnprognose.