Kurswechsel bei der Fed: Kommt Michelle Bowman als neue Bankenaufseherin?

Die plötzliche Entscheidung von Federal Reserve-Vizechef Michael Barr, seinen Posten im Bereich der Bankenaufsicht aufzugeben, lenkt die Aufmerksamkeit auf Michelle Bowman. Sie gilt unter Analysten als wahrscheinliche Kandidatin für die Rolle der führenden Regulatorin bei der Fed. Bowman, eine konservative Gouverneurin der Fed und ehemalige Bankenkommissarin von Kansas, wird als 'logische Wahl' beschrieben, so Brian Gardner, Chefstratege für Washington-Politik bei Stifel, in einem Memo am Montag. Auch Jaret Seiberg von TD Cowen stimmt dieser Einschätzung zu. Analysten sind der Meinung, dass Bowman gute Aussichten hat, weil derzeit kein freier Sitz im Gouverneursrat besteht, den Trump mit einem externen Kandidaten besetzen könnte. Während Barr noch bis 2032 als Fed-Gouverneur im Amt bleibt, hat Trump nur die Möglichkeit, entweder Bowmans Ernennung zu unterstützen oder die Stelle unbesetzt zu lassen, bis das Mandat von Gouverneurin Adriana Kugler am 31. Januar 2026 endet. Bowman könnte mit ihrer Ernennung zu einer Neuausrichtung in der Bankenregulation führen. Ein von Barr eingeführter Vorschlag zu neuen Kapitalanforderungen, die höhere Pufferrücklagen von Banken verlangen, wurde von ihr kritisch gesehen. Diese Vorschriften basieren auf den internationalen Kapitalanforderungen von Basel III, welche nach der Finanzkrise 2008 eingeführt wurden. Bowman vertritt die Meinung, dass der Vorschlag 'substantielle Änderungen' benötige. Eine strikte Anwendung könnte aus ihrer Sicht negative wirtschaftliche Folgen haben. Sie befürwortet eine Anpassung der Kapitalanforderungen an die Größe und das Risikoprofil der Banken, was der aktuellen Praxis der Fed entspricht. Gardner von Stifel bemerkt, dass Bowman 'jede Neubewertung von Basel III in eine andere Richtung lenken würde', was viele der umstrittenen Änderungen, die Barr ins Spiel gebracht hatte, als hinfällig betrachten lässt. Trotzdem relativiert Seiberg von TD Cowen das Ausmaß des möglichen Vorteils für große Banken, da die Demokraten noch bis Anfang 2026 die Mehrheit im Federal Reserve Board halten und umfassende Deregulierungen daher schwer umzusetzen sind. Im November 2018 wurde Bowman von Trump als Mitglied des Gouverneursrats der Fed eingesetzt, um eine beendigte Amtszeit zu vollenden, und im Januar 2020 wiederernannt. Ihre aktuelle Amtszeit endet im Januar 2034.