04. Dezember, 2024

Politik

Kurdische Sprachrechte in der Türkei: Ein unvollendeter Schritt zur kulturellen Anerkennung

Kurdische Sprachrechte in der Türkei: Ein unvollendeter Schritt zur kulturellen Anerkennung

Die jüngsten friedensfördernden Initiativen der türkischen Regierung, die darauf abzielen, den langwierigen Konflikt mit kurdischen Militanten zu beenden, haben die sprachlichen und kulturellen Rechte der Kurden abermals in den Fokus gerückt. Trotz der vermeintlichen Öffnung, die Präsident Recep Tayyip Erdogan 2012 mit der Einführung von zwei Stunden kurdischem Sprachunterricht in Schulen initiiert hatte, bleiben tatsächliche Fortschritte weit hinter den Erwartungen zurück.

Viele Eltern und Bildungsexperten berichten, dass der Zugang zu diesen Sprachkursen selbst in den größten Städten der Türkei schwierig ist. Zudem sind viele kurdische Familien nicht ausreichend darüber informiert, dass sie dieses Recht einfordern können. Ein ernstzunehmendes Hindernis ist das türkische Grundgesetz, das festlegt, dass keine andere Sprache als Türkisch als Muttersprache unterrichtet werden darf.

Gulistan Kilic Kocyigit, die Vorsitzende der pro-kurdischen DEM-Partei im Parlament, weist darauf hin, dass der Unterricht in der Muttersprache essenziell für den Erhalt kultureller Identität und sozialer Gleichstellung ist. Ein unterstützender Vorschlag vom Oktober verspricht Hoffnung: Der inhaftierte PKK-Führer Abdullah Öcalan könnte seine Gruppe zur Aufgabe der Gewalt bewegen, wofür ihm eine Freilassung in Aussicht gestellt würde.

Allerdings herrscht seit dem Zusammenbruch des Friedensprozesses 2015 weiterhin Misstrauen. Remezan Alan von der Artuklu Universität bestätigt, dass kurdischer Unterricht an vielen Schulen unsichtbar geworden ist. Ursache ist oft der Mangel an verfügbaren Lehrern.

Der türkische Bildungsminister Yusuf Tekin beteuert, Anfragen nicht absichtlich zu ignorieren. Eine allgemeine Angst vor Stigmatisierung und einer Verbindung zur PKK schreckt viele jedoch ab, so Hudai Morarslan von der Lehrervereinigung Egitim-Bir-Sen.

Die jüngste Welle von Festnahmen und Anschuldigungen, die das Singen kurdischer Lieder als terroristische Propaganda brandmarken, bezeugen die anhaltende Spannung und den langen Weg zur Akzeptanz der kurdischen Kultur in der Türkei. Während der offiziöse Unterricht in kurdisch voranschreitet, bleibt die wahre Integration in Bildung und Gesellschaft ein schrittweiser Prozess.