16. September, 2024

KI

Künstliche Intelligenz: Hype am Ende oder erst der Anfang?

Künstliche Intelligenz: Hype am Ende oder erst der Anfang?

Die Frage, ob die KI-Blase platzt oder gerade erst Fahrt aufnimmt, ist derzeit omnipräsent. Ein prominentes Beispiel dafür liefert Nvidia: Innerhalb von nur vier Handelstagen nach Bekanntgabe seiner jüngsten Quartalsergebnisse verlor das Unternehmen fast eine halbe Billion Dollar an Marktwert, obwohl die Ergebnisse die offiziellen Erwartungen übertrafen.

Neben Nvidia verzeichneten auch die Technologieriesen Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta erhebliche Rückgänge. Die Anleger verloren in den letzten zwei Monaten insgesamt 1,8 Billionen Dollar, da gemischte wirtschaftliche Signale und eine Sektorrotation auf dem Aktienmarkt die KI-Euphorie nicht mehr tragen konnten.

Trotzdem sorgt eine neue Nachricht für Hoffnung: OpenAI strebt in seiner jüngsten Finanzierungsrunde eine Bewertung von über 100 Milliarden Dollar an – möglicherweise sogar noch mehr. Obwohl das Feld der Unternehmen, die KI-Modelle entwickeln, dicht besiedelt ist, ziehen neue Start-ups weiterhin atemberaubende Bewertungen an.

Trotz des Sommerdämpfers bleibt ein Großteil der Gewinne aus dem KI-Boom bestehen. Die sechs größten Technologieunternehmen weisen seit Jahresbeginn ein kombiniertes Marktkapitalplus von fast 2,9 Billionen Dollar, oder 27 Prozent, auf. Doch es ist spürbar, dass sich die Stimmung gewandelt hat: Zwischenzeitliche Schwankungen und eine neue Realität der Volatilität sind zur Norm geworden.

Ein kurzes Innehalten war zu erwarten, da das KI-Rennen auf geschäftliche Realitäten stieß. Nach einem enormen Investitionsschub, der im vergangenen Jahr begann und Unternehmen wie Nvidia beflügelte, braucht es Zeit, um wirtschaftlich wertvolle Anwendungen für die neue KI-Kapazität zu finden. Nur drei große Unternehmen machten zum Ende des jüngsten Quartals 49 Prozent der Forderungen von Nvidia aus, was die Gewinne gefährdet erscheinen lässt.

Dennoch zeigt die Dynamik auf dem Privatmarkt, dass diese Technologie noch in den Kinderschuhen steckt. Während einige gehypte KI-Start-ups gescheitert sind, entstehen neue Unternehmen, die ihre Plätze schnell einnehmen. Dies ist besonders im Markt für große Sprachmodelle und andere „Foundation“-Modelle sichtbar, auf denen der generative KI-Boom basiert.

Ein Risiko für Unternehmen in diesem Bereich ist, dass Foundation-Modelle zu austauschbaren Waren werden und inhärente Fehler der Technologie, wie die Tendenz zu „Halluzinationen“, ihre Einsatzmöglichkeiten stark einschränken könnten. Sollte dies zutreffen, könnten jegliche Preismacht der Unternehmen schwinden und eine brutale Konsolidierung einsetzen. Erste Unternehmen haben bereits ihre Türen geschlossen.

Doch die jüngsten Finanzierungsnachrichten zeigen, dass in Silicon Valley nach wie vor viel Geld in eine alternative Sichtweise fließt. Mit finanzieller Unterstützung von Nvidia wurde das japanische Start-up Sakana AI in dieser Woche in seiner A-Finanzierungsrunde mit mehr als 1 Milliarde Dollar bewertet. Safe Superintelligence, das teils von OpenAI-Mitbegründer Ilya Sutskever geleitet wird und nur zehn Mitarbeiter beschäftigt, wurde von Investoren wie Sequoia und Andreessen Horowitz sogar mit 5 Milliarden Dollar bewertet.

Sakana zeigt, dass die Modellvielfalt kaum begonnen hat. Weltweit wächst der Druck, lokale Modelle mit lokalen Daten zu trainieren und unter lokaler Kontrolle zu halten. Große Modelle haben in der Technikentwicklung die größten Fortschritte gebracht, aber kleinere, spezialisierte Modelle ersetzen sie in vielen praktischen Anwendungen.

Safe Superintelligence setzt auf eine noch größere Chance: eine Künstliche Intelligenz, die sowohl den aktuellen Stand der Technik als auch den menschlichen Intellekt weit übertrifft. Die Gründer des Start-ups behaupten, sie hätten einen besseren Weg gefunden, um den Gipfel der KI zu erreichen. Was dies genau bedeutet, ist unklar – allerdings findet dies inmitten einer fieberhaften Suche von KI-Forschern nach neuen und effizienteren Methoden zum Trainieren der Modelle statt, die exponentiell mehr Daten und Energie verbrauchen könnten.

Die Wall Street erlebt derzeit eine Phase der KI-Erschöpfung. Aber angesichts der prominenten Risikokapitalgeber, die hinter Safe Superintelligence stehen, dürfte der Hype um Künstliche Intelligenz noch lange nicht vorbei sein.