18. September, 2024

KI

Künstliche Intelligenz als Schlüssel zur Entkräftung von Verschwörungstheorien?

Künstliche Intelligenz als Schlüssel zur Entkräftung von Verschwörungstheorien?

Eine jüngste Studie bietet neue Einblicke in den Umgang mit Desinformationen und zeichnet ein überraschend positives Bild: Künstliche Intelligenz (KI) kann dabei helfen, Verschwörungstheoretiker ins Zweifeln zu bringen. Dies zeigte eine Untersuchung, bei der Verschwörungsanhänger mit einem KI-Chatbot debattierten und dabei offener für Gegenargumente wurden.

Diese neugewonnene Offenheit galt laut den Forschern sogar für die hartnäckigsten Gläubigen und blieb langfristig bestehen. Die Forschung widerspricht der Vorstellung, dass es nahezu unmöglich sei, die Meinungen von Menschen zu ändern, die tief in nicht belegte Ideen abgetaucht sind.

Bemerkenswert ist, dass die Ergebnisse aufzeigen, dass KI-Modelle mitzuwirken vermögen, Desinformationen zu bekämpfen, trotz ihrer eigenen Anfälligkeit für sogenannte Halluzinationen, bei denen sie gelegentlich falsche Informationen verbreiten.

David Rand, einer der Forscher der Studie, äußerte sich optimistisch: "Die Arbeit malt ein helleres Bild des menschlichen Geistes, als viele erwartet haben, und zeigt, dass Vernunft und Beweise nicht tot sind." Rand, Professor an der Sloan School of Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT), betonte die Bedeutung, spezifische Überzeugungen und Anliegen von Verschwörungstheoretikern direkt anzusprechen.

Die Untersuchung prüfte, ob umfangreiche Sprachmodelle wie GPT-4 Turbo von OpenAI in der Lage sind, persistenten Verschwörungsüberzeugungen entgegenzutreten. Themen wie die inszenierten Anschläge vom 11. September 2001, die angebliche Wahlfälschung bei den US-Präsidentschaftswahlen 2020 und die vermeintliche Inszenierung der Covid-19-Pandemie wurden hierbei behandelt.

Fast 2.200 Teilnehmer teilten ihre verschwörerischen Ansichten mit der KI, welche Belege zur Widerlegung der Thesen generierte. Infolgedessen minderten die Dialoge die selbstbewertete Überzeugung der Teilnehmer im Durchschnitt um 20 Prozent über mindestens zwei Monate hinweg. Ein professioneller Faktenprüfer bestätigte die Genauigkeit von 99,2 Prozent der vom Modell generierten Aussagen, während 0,8 Prozent als irreführend betrachtet wurden.

Die personalisierte Frage-und-Antwort-Methode der Studie stellt eine Antwort auf die scheinbare Ineffektivität bisheriger Ansätze zur Entkräftung von Falschinformationen dar. Eine ergänzende Kommentierung in der Fachzeitschrift Science hob hervor, dass diese "Größe, Robustheit und Beständigkeit der Reduktion von Verschwörungsglauben" eine skalierbare Intervention zur Neubewertung von Fehlinformationen in greifbare Nähe rücken könnte.

Allerdings betonten Bence Bago von der Universität Tilburg und Jean-François Bonnefon von der Toulouse School of Economics mögliche Einschränkungen. Dazu zählen Schwierigkeiten bei der Reaktion auf neue Verschwörungstheorien sowie die Herausforderung, Personen mit geringem Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen dazu zu bringen, mit der KI zu interagieren. Die Forscher, die den Sekundärartikel verfassten, warnen: "Die KI-Dialogtechnik ist zwar äußerst wirksam, aber die Herausforderung liegt darin, überzeugte Verschwörungstheoretiker zur Teilnahme an solchen Programmen zu bewegen."