Mit der lebhaften, alle Sinne ansprechenden Ausstellung „Edges of Ailey“ im Whitney Museum of American Art startet die New Yorker Kunstsaison auf aufregende, umfassende und zugleich rätselhafte Weise.
Diese Schau ist eine bedeutende institutionelle Hommage an den amerikanischen Choreographen und Performer Alvin Ailey (1931-1989). Sie stellt ein relativ seltenes Beispiel dafür dar, wie ein traditionell objektorientiertes Kunstmuseum einem so vorübergehenden Medium wie dem Tanz eine vollständige Darbietung widmet.
Wer allerdings erwartet hatte, dass dies hauptsächlich eine Präsentation von Dokumentarfotografien, Archivmaterialien (wie Kostüme und Bühnendesigns) und vor allem vielfältige Beispiele des Tanzes auf Film bedeutet, wird überrascht sein.
Ailey äußerte in einem Interview 1984: „Moderner Tanz schien all meine Ideen zu verkörpern. Da war Bewegung, da war Farbe, da war Malerei, da war Skulptur und das alles zusammenzubringen.“ Die Ausstellung nimmt Ailey beim Wort und zeigt genau das „Alles“, das er meinte.
Auf der fünften Etage des Whitney betritt man eine weitläufige Galerie, die von einer 18-Kanal-Video-Montage flimmernder Körper und sprechender Köpfe dominiert wird. Diese dient jedoch lediglich als audiovisuelle Kulisse für zahlreiche Objekte – Gemälde, Skulpturen, Collagen, Drucke – reich an fantasievoller Vielfalt und vielfältigem Inhalt, von denen viele keine unmittelbare Verbindung zu Ailey selbst haben.
Hier setzt die Verwirrung ein: Wie „Ailey“ ist die Ausstellung tatsächlich? Und inwieweit geht es dabei überhaupt um Tanz?