Die erste Phase des Höhenflugs der künstlichen Intelligenz (KI) war unumstritten geprägt von mächtigen großen Sprachmodellen, die eine Vielzahl von Aufgaben bewältigen können. Modelle wie jene, die hinter ChatGPT stehen, leisten bemerkenswerte Arbeit, liefern jedoch noch immer gelegentlich ungenaue Informationen und erfundene Antworten.
Der Übergang zur zweiten Phase der KI-Revolution wird voraussichtlich von spezialisierten KI-Agenten bestimmt, die eng fokussiert sind und selbstständig verwandte Aufgaben übernehmen können. Man denke an einen Kundenservice-Roboter, der mit Kunden kommuniziert, Probleme erkennt und Lösungen in die Wege leitet, indem er Rückerstattungen abwickelt, Einstellungen ändert oder Angelegenheiten eskaliert — stets unter Einhaltung unternehmensinterner Richtlinien. Diese Agenten könnten nicht nur die Kosten erheblich senken, sondern zugleich die Kundenbetreuung verbessern, was sie für viele Unternehmen hoch attraktiv macht.
Unter den zahlreichen Technologieunternehmen, die über KI-Agenten diskutieren, nimmt International Business Machines (IBM) eine herausragende Position ein. Nach Jahren der Neuausrichtung hat IBM eine unternehmensspezifische KI-Strategie entwickelt, die bereits milliardenschwere Aufträge generiert.
Zwei zentrale Pfeiler von IBMs KI-Strategie sind entscheidend. Zum einen gibt es watsonx, die KI-Softwareplattform von IBM, die flexibel einsetzbar ist, etwa auf Amazons AWS. Mit watsonx haben Kunden Zugriff auf eine umfassende Werkzeugkiste, um KI-Modelle und -Agenten zu entwickeln, trainieren, testen, bereitstellen und verwalten.
Ein großer Vorteil von watsonx ist seine Governance-Komponente. Besonders in regulierten Branchen, in denen sensible Nutzerdaten im Spiel sind, ist die Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien entscheidend. Finanzdienstleister etwa benötigen Gewissheit, dass ihre KI-Agenten keine sensiblen Informationen preisgeben oder unvorhergesehen handeln. IBMs Plattform bietet dafür die nötigen Überwachungs- und Monitoring-Tools.
Wenngleich watsonx eine mächtige Plattform ist, stammt der Großteil der 3 Milliarden US-Dollar, die IBM bislang im KI-Bereich verzeichnet hat, aus seiner Beratungssparte. Software ist wichtig, doch Unternehmen benötigen ebenso Beratung, Implementierung und andere Dienstleistungen, um die vollen Vorteile der KI auszuschöpfen. Die Beratung ist ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal für IBM und öffnet Türen für andere Geschäftsbereiche wie Software und Infrastruktur.
Während allgemeine KI-Modelle verblüffend sind, bleibt ihr Nutzen für große Unternehmen fraglich, da ihre Antworten nicht immer verlässlich sind und der Betrieb teuer sein kann. Im Gegensatz dazu können spezialisierte KI-Agenten spezifische Aufgaben zuverlässiger und kostengünstiger erfüllen. Für Unternehmen, die bislang nach praktischen Einsatzmöglichkeiten für KI suchten, könnten diese Agenten die Lösung darstellen.