16. September, 2024

Research

Trade Republic: Betrug beim Depotübertrag?

Ein Depotübertrag eskaliert zum finanziellen Alptraum – ein Kunde klagt über massive Kommunikationsdefizite und verschwundene Aktien.

Trade Republic: Betrug beim Depotübertrag?
Wenn Kunden ihr Depot zu einem anderen Broker transferieren, verschwinden neuerdings Aktien im Wert von 10.000 bis 150.000 Euro. Bei der InvestmentWeek haben sich mehr als 80 Betroffene Kunden gemeldet, die ihren Schaden auf mehr auf gesamt 4 Mio. Euro beziffern.

Ein Depotübertrag wird zum Albtraum

Es klingt wie der Albtraum jedes Anlegers: Rund 15.000 Euro verschwinden scheinbar spurlos im Zuge eines Depotübertrags. Was als routinemäßige Transaktion zwischen der Consorsbank und Trade Republic begann, hat sich zu einer Odyssee entwickelt, die nicht nur das Vertrauen in den Online-Broker, sondern auch die Nerven des Kunden stark strapaziert.

Am 15. Mai 2024 entschied sich ein Anleger, sein Depot, das Aktien im Wert von etwa 230.000 Euro umfasste, von Consors zu Trade Republic zu verlagern. Der Prozess schien zunächst reibungslos zu verlaufen – bis auf das Detail, dass 80 Aktien der Firma Amazon, deren Wert sich auf beinahe 15.000 Euro belief, nie im neuen Depot ankamen.

Stille Post im Kundenservice

Wir sind dann mal weg, so Trade Republic. Die darauf folgenden Wochen waren geprägt von einer erschütternden Stille seitens Trade Republic. Trotz mehrfacher Anfragen über diverse Kanäle, darunter E-Mails, Social Media und sogar den offiziellen Beschwerdeweg, blieb jede Antwort aus.

Der Kundensupport, reduziert auf einen automatischen Chatbot, erwies sich als ineffektiv. Sogar die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wurde eingeschaltet, jedoch ohne greifbares Ergebnis.

Kundenerfahrungen auf Trustpilot: Ein Spiegelbild der Unzufriedenheit

Die Kundenrezensionen auf Trustpilot zeichnen ein düsteres Bild von Trade Republic, das den Erlebnissen des betroffenen Depotinhabers ähnelt. Viele Kunden teilen ihre Frustration über langsames Verbuchen von Einzahlungen und mangelnde Reaktionsfähigkeit bei dringenden Anfragen.

Ein Kunde berichtet, er überlege, "Trade Republic den Rücken zu kehren" aufgrund der schleppenden Implementierung von angekündigten Änderungen wie der Umstellung zum Girokonto.

Weitere Bewertungen unterstreichen die Unzufriedenheit mit dem Kundenservice. Ein Nutzer beklagt, dass keine vernünftige Kommunikation möglich sei und persönliche Unterlagen ohne ersichtlichen Grund angefordert würden.

Drohungen bei der Verweigerung dieser Anfragen seien keine Seltenheit. Andere Kunden beschreiben den Kundensupport als "unterirdisch", nicht in der Lage, einfache Fragen zu beantworten, und oft nur mit Textbausteinen reagierend, die am Thema vorbeigehen.

Besonders besorgniserregend sind Berichte über nicht verbuchte Gelder und ausbleibende Zinszahlungen trotz versprochener Konditionen. Einige Kunden haben aufgrund dieser Erfahrungen bereits ihre Konten und Depots aufgelöst, da sie sich von Trade Republic im Stich gelassen fühlen.

Das Muster an Beschwerden, kombiniert mit vielen weiteren uns bekannten Erlebnissen unterstreicht die dringende Notwendigkeit für Trade Republic, seinen Kundenservice und die interne Kommunikation grundlegend zu überdenken.

Trade Republic wird auf Trustpilot mit 3,6 von 5 als „Akzeptabel“ bewertet
Finden Sie, dass der TrustScore von Trade Republic passt? Berichten Sie von Ihren Erfahrungen und lesen Sie die Bewertungen von 19.435 Kunden.

Sicherheitsversprechen und Realität

Trotz der offensichtlichen Probleme in der Kommunikation und Abwicklung bei Trade Republic, betont der Broker die Sicherheit der Anlegergelder und -papiere.

Trade Republic garantiert eine Einlagensicherung von bis zu 100.000 Euro, eine gängige Praxis in Deutschland, und verwahrt die Wertpapiere bei Clearstream, was sie im Falle einer Insolvenz des Brokers schützt.

Doch die Realität dieses Versprechens wird durch die aktuelle Krise in Frage gestellt, da auch die effektive Sicherung und Verfügbarkeit der Anlagen nicht gewährleistet scheint.

Digitale Sicherheit und physische Erreichbarkeit

Die digitale Sicherheit, die durch Trade Republic mit modernen Verschlüsselungstechnologien wie dem TLS-Verfahren und der Zwei-Faktor-Authentifizierung gewährleistet wird, steht im Kontrast zur physischen Unerreichbarkeit des Kundensupports.

Die Diskrepanz zwischen technischer Absicherung und tatsächlichem Kundenerlebnis zeigt, dass Sicherheit nicht nur eine Frage der technischen Maßnahmen ist, sondern auch der Zugänglichkeit und Reaktionsfähigkeit.

Ohne physische Filialen oder direkte Ansprechpartner wird jeder einzelne Kunde in seiner Dringlichkeit zum bloßen Ticket in einer endlosen Warteschlange. Die persönliche Not, so scheint es, verliert sich im digitalen Nirwana der Anfragen und Support-Tickets.

Rechtliche Schritte als letzter Ausweg

Was also bleibt dem Kunden? Der Gang zum Anwalt scheint unausweichlich, nicht nur um den verlorenen Betrag wiederzuerlangen, sondern auch um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Viele Prozesse werden bei Trade Republic vereinfacht, jedoch scheitern sie an einem entscheidenden Punkt: dem menschlichen Faktor und dem echten Kundenservice.