Wolfgang Kubicki macht, was er am besten kann: Klartext reden. Beim „Politikergrillen“ auf der Dachterrasse des Nachrichtensenders WELT geht es heiß her, und der FDP-Vize spart nicht mit provokanten Aussagen.
„Nicht alles, was aus der AfD kommt, ist Mist“, sagt er, während der Grillrost qualmt.
Und zack, schon ist er mitten in einer Diskussion, die in der politischen Landschaft gerne mal ausgeklammert wird.
AfD-Sprech? Kein Argument
Kubicki bringt auf den Punkt, was viele in den Hinterzimmern denken, aber kaum einer laut sagt:
„Im Bundestag heißt es oft, das sei ‚AfD-Sprech‘. Was ist das denn für ein Kriterium?“
Für ihn zählt nur, ob ein Argument gut ist oder eben nicht – unabhängig davon, von wem es kommt. Das ewige Pauschalisieren, alles, was die AfD sagt, direkt abzuschmettern, ist für Kubicki eine Schwäche der politischen Debatte. „Ein Argument muss überzeugen, Punkt“, erklärt er und trifft damit ins Schwarze.
Wähler sind nicht dumm – und das sollte man ernst nehmen
Besonders scharf schießt Kubicki gegen die Haltung, AfD-Wähler als uninformiert oder gar „zu doof“ abzustempeln.
„Das ist eine Missachtung der demokratischen Grundsätze“, stellt er klar.
In den Wahlkämpfen in Sachsen und Thüringen habe er oft gehört: „Wenn wir die AfD wählen, tun die da oben endlich mal was.“ Das sollte zu denken geben, meint Kubicki. Denn wer glaubt, die Wähler nicht ernst nehmen zu müssen, wird am Ende von ihnen abgewatscht.
Die Union in der Sackgasse?
Und dann wirft Kubicki noch einen brennenden Holzscheit ins politische Lagerfeuer: Die Union muss sich entscheiden, was sie will. Mit ihrer Brandmauer zur AfD könnte die CDU bald in die Bredouille geraten, wenn es darum geht, einen Koalitionspartner zu finden.
Rot-Grün wird laut Kubicki wahrscheinlich immer stärker sein als die Union – und dann bleibt nicht viel Spielraum für die CDU. „Außer vielleicht uns“, fügt er mit einem Seitenblick auf die FDP hinzu.
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AfD bleibt isoliert – vorerst
Trotz Kubickis Aufruf zu mehr Differenzierung zeigt die Realität ein anderes Bild. Eine aktuelle Studie des Wissenschaftszentrums Berlin belegt, dass 80 Prozent der AfD-Anträge in den ostdeutschen Kommunen von den anderen Parteien abgelehnt werden. Die AfD bleibt also politisch isoliert. Doch Kubicki fordert weiter: Argumente sollten zählen, nicht ihre Herkunft.
Mehr Mut zur Debatte
Wolfgang Kubicki hat es auf den Punkt gebracht: Politik braucht den Mut zur echten Auseinandersetzung. Pauschales Verurteilen ist zu wenig. Seine Message? Weniger Etikettieren, mehr Argumente. Und so sollte Politik auch sein – klar, direkt und ohne unnötiges Tamtam.