04. Januar, 2025

Börse

Kritik und Analyse: Wie der Fidelity-Fondsmanager 2024 den Markt geschlagen hat

Ein differenzierter Blick auf die Aussagen von Tom Ackermans und ihre Bedeutung für Anleger.

Kritik und Analyse: Wie der Fidelity-Fondsmanager 2024 den Markt geschlagen hat
Konzentriertes Portfolio – zweischneidiges Schwert: Mit nur 43 Aktien setzt Ackermans auf gezielte Investments in Sektoren wie Gesundheit und IT. Doch diese Strategie birgt Risiken, wenn Schlüsselunternehmen wie SAP oder Munich Re ins Straucheln geraten.

Die Strategie hinter dem Erfolg – mit Fokus und Präzision

Tom Ackermans, Fondsmanager bei Fidelity International, hat mit seiner klaren Strategie den Markt geschlagen und dabei eine beeindruckende Performance erzielt.

Seine Aussagen im Handelsblatt-Interview zeigen, warum seine Ansätze funktionieren und welche Denkweise langfristig erfolgreich sein könnte. Doch während er fundierte Einblicke bietet, lohnt es sich, einige seiner Argumente kritisch zu durchleuchten.


Tom Ackermans

Tom Ackermans hat 15 Jahre Investmenterfahrung. Nach Stationen bei Kempen & Co und Barclays Capital begann 2013 seine Laufbahn bei Fidelity. In verschiedenen Positionen als Analyst zu den Themen „Oil“, „European Banks“ oder „Fintechs“ wurde er 2021 zum Co-Portfolio Manager und 2023 zum Portfoliomanager des Deutschlandsfonds - FF Germany + Institutional Germany Equity Mandate - ernannt.

Tom Ackermans hat Ausbildungen bei MSc Econometrics und an der Maastricht University absolviert und ist CFA charterholder.


Starker Einstieg: Chancen trotz negativer Stimmung

Ackermans betont, dass der gegenwärtige Pessimismus gegenüber Deutschland Chancen bietet.

„Wer einen langfristigen Anlagehorizont hat, kann jetzt günstig Anteile von Firmen kaufen, die für die nächsten zehn Jahre gut aufgestellt sind“, sagt er.

Diese Haltung ist nicht neu, doch sie verdeutlicht, dass in Krisenzeiten oft die besten Kaufgelegenheiten liegen. Seine Einschätzung, dass die Inflation nahezu überwunden ist und der Preisdruck nachlässt, ist ebenfalls plausibel – die Prognosen der EZB stützen diese These.

Kritisch bleibt jedoch, dass die politischen Risiken in Deutschland, darunter Neuwahlen und potenziell protektionistische US-Handelsstrategien unter Donald Trump, die Erholung bremsen könnten.

Ackermans weist darauf hin, lässt aber offen, wie Anleger auf diese Unsicherheiten reagieren sollten. Hier hätte eine detailliertere Darstellung von Absicherungsstrategien geholfen.

Klare Favoriten im DAX – berechtigt?

Ackermans lobt Schwergewichte wie SAP, Munich Re und die Allianz, deren Performance 2024 herausragend war. Bei SAP hebt er insbesondere die Preissetzungsmacht hervor, die angesichts des Cloud-Zwangs der Kunden nachhaltig erscheint. Seine Argumentation ist solide, da SAPs Marktstellung und die jüngsten Ergebnisse seine Einschätzungen untermauern.

Quelle: Eulerpool

Jedoch bleibt die Frage, wie stark SAPs Bewertung auf langfristigen Erwartungen basiert und wie empfindlich das Unternehmen auf einen Abschwung im IT-Sektor reagieren könnte. Die Begründung, warum SAP trotz der Kurssteigerungen von über 70 % in diesem Jahr noch nicht überbewertet sei, bleibt vage.

Bei Munich Re und der Allianz sieht Ackermans weiteres Wachstumspotenzial. Er hebt ihre Stabilität und Dividendenpolitik hervor – Aspekte, die tatsächlich für langfristige Anleger attraktiv sind.

Doch auch hier fehlt eine kritische Auseinandersetzung mit potenziellen Risiken, etwa einem Anstieg von Naturkatastrophen oder steigenden Kapitalkosten.

Die Stärken von Nebenwerten und Small Caps

Ein überraschender Punkt ist Ackermans Zurückhaltung gegenüber Nebenwerten. Während er die Risiken im aktuellen Umfeld plausibel erklärt – viele Small Caps leiden unter der schwachen Wirtschaft und Fondsverkäufen – wirkt seine Einschätzung vorsichtig.

Historisch gesehen haben sich Small Caps gerade in Erholungsphasen oft als Outperformer erwiesen. Ackermans erwähnt zwar mögliche Gelegenheiten zum Einstieg, liefert aber keine Anhaltspunkte, wann und wie er diese Chancen nutzen will.

Die Vermeidung der Autoindustrie – konsequent oder zu vorsichtig?

Eine der schärfsten Aussagen betrifft Ackermans’ völlige Abstinenz von Autoaktien. Sein Argument, dass die Margen niedrig sind und die Kosten für neue Technologien den Spielraum der Unternehmen belasten, ist überzeugend.

Quelle: Eulerpool

Doch zugleich lassen sich gerade bei etablierten Herstellern wie Mercedes und BMW Fortschritte bei der Elektrifizierung und Kostensenkung erkennen. Die Entscheidung, den gesamten Sektor zu meiden, könnte langfristig Chancen kosten, wenn diese Firmen ihre Herausforderungen meistern.

Fokus auf Stabilitätsanker – eine erfolgreiche Strategie

Die Konzentration auf konjunkturunabhängige Geschäftsmodelle wie Siemens Healthineers oder Airbus unterstreicht Ackermans’ Fokus auf Stabilität.

Seine Einschätzung, dass Airbus mit einem voll ausgelasteten Auftragsbuch bis 2030 gut abgesichert ist, scheint fundiert. Auch bei Siemens Healthineers liefert er überzeugende Argumente, insbesondere die Technologieführerschaft im Bereich bildgebender Diagnostik.

Mit einem Kursanstieg von über 70 % in diesem Jahr bleibt SAP das Zugpferd des Index – doch wie lange kann der Software-Riese angesichts steigender Konkurrenz und Marktsättigung seine Dominanz halten?

Jedoch ist eine starke Konzentration auf wenige Titel immer auch mit Risiken verbunden. Ackermans’ Portfolio mit nur 43 Aktien zeigt seine selektive Herangehensweise, birgt aber potenziell höhere Risiken bei unerwarteten Branchenschwächen.

Eine überzeugende, aber nicht risikolose Strategie

Das Interview mit Tom Ackermans zeichnet das Bild eines Fondsmanagers, der auf Klarheit und Präzision setzt. Seine Vorliebe für große, stabile Unternehmen und die Vermeidung riskanterer Sektoren haben 2024 gut funktioniert. Seine Einschätzungen zu den wirtschaftlichen Herausforderungen und Chancen in Deutschland sind differenziert, auch wenn die politische Dimension teilweise zu wenig berücksichtigt wird.