Umweltschutzorganisationen schlagen Alarm angesichts der jüngsten Entwicklungen bei der Weltklimakonferenz. Der kürzlich gefasste Beschluss zum globalen Handel mit Verschmutzungsrechten könnte, so warnen Kritiker, Schlupflöcher und potenzielle Betrugsmöglichkeiten eröffnen. Hintergrund dieser Befürchtungen ist die Tatsache, dass die neuen Marktregeln für den Emissionsausstoß hinter verschlossenen Türen ohne umfassende Debatte beschlossen wurden. Erika Lennon vom Zentrum für internationales Umweltrecht bezeichnete den Vorgang als einen "gefährlichen Präzedenzfall" für die Verhandlungen auf der COP29 in Aserbaidschan.
Gemäß Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens soll es Ländern ermöglicht werden, freiwillig zusammenzuarbeiten, um ihre Klimaziele zu erreichen. Diese Kooperation könnte es Firmen erlauben, ihre Emissionsminderungen zu verkaufen, was anderen Unternehmen hilft, ihre Klimaverpflichtungen durch solche Käufe zu erfüllen. Das Ziel: Reduzierung klimaschädlicher Gase dort, wo es am kostengünstigsten ist.
Bereits derzeit setzen Unternehmen Emissionsgutschriften ein, um sich als "CO2-neutral" zu erklären. Diese Gutschriften werden am freiwilligen Kompensationsmarkt gehandelt. Schlechte Standards, die unzureichend überwacht werden, führen jedoch häufig zum Verdacht des Greenwashings. Dieses beschreiben Strategien, mit denen Firmen oder Staaten fälschlicherweise als umweltfreundlich erscheinen.
Trotz der Kritik äußerte sich der COP29-Präsident Mukhtar Babayev optimistisch und bezeichnete die Vereinbarung als wegweisend. Er sieht darin ein Instrument, das Ressourcen in Entwicklungsländer lenken könnte. Die neuen Standards sollen sicherstellen, dass gehandelte Emissionsreduktionen "real, zusätzlich, verifiziert und messbar" sind.
Nichtsdestotrotz kritisierten Klimaaktivisten den Verhandlungsprozess als undemokratisch, was die Glaubwürdigkeit der Konferenz gefährde. Organisationen wie Friends of the Earth International, Oil Change International und 350.org sprachen sich vehement gegen die Kohlenstoffmärkte aus. Diese Märkte fungierten ihrer Meinung nach als Deckmantel für große Umweltverschmutzer, die ihre Emissionen auf Kosten von Mensch und Natur fortsetzen. Sie bemängelten zudem "neokoloniale Pläne", die zu Landraub, Verletzung der Rechte indigener Völker und Einschränkungen der Ernährungssouveränität führten.