Christof Günther, der Geschäftsführer des renommierten Chemieparks Leuna, hat in scharfen Worten die gegenwärtige Energiepolitik Deutschlands kritisiert. In einem aufschlussreichen Interview mit der "Magdeburger Volksstimme" äußerte Günther seine Besorgnis über die verheerenden Auswirkungen der aktuellen Energiepreise auf die Wirtschaft. Insbesondere hob er die hohe Regulierungsdichte und die enorme bürokratische Belastung hervor, die die Wettbewerbsfähigkeit multinationaler Konzerne erheblich einschränken.
Diese Entwicklungen, so Günther, habe der Chemiepark Leuna seit Jahren fortlaufend thematisiert. Besonders besorgniserregend sei die Option, die der US-Chemieriese Dow in Erwägung zieht: Aufgrund der belastenden Energiepreise erwägt das Unternehmen, sein Engagement im Mitteldeutschen Chemiedreieck zu reevaluieren. Nach Angaben des Unternehmens stehen dabei verschiedene Optionen zur Diskussion, die von einer zeitweiligen Stilllegung bis hin zur vollständigen Schließung der Standorte in Schkopau und Böhlen reichen könnten.
Günther bezeichnet diese Überlegungen als eine "Katastrophe mit Ansage" und warnt eindringlich vor einem möglichen Dominoeffekt, der sich negativ auf die gesamte chemische Industrie und darüber hinaus auswirken könnte. Er betont, dass jeder Verlust eines Arbeitsplatzes in der Chemiebranche weitere Wirtschaftszweige in Mitleidenschaft ziehen könnte, da statistisch drei weitere Jobs an jedem einzelnen Chemie-Arbeitsplatz hängen.
Aus Sicht Günthers ist es von zentraler Bedeutung, die Energiepolitik grundlegend neu auszurichten. Er weist auf die Markterwartungen hin, die sich eine Friedenslösung in der Ukraine und die Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen nach Europa erhoffen. Der erneute Bezug von russischem Pipelinegas könnte, so Günther, Europas Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt gegenüber Asien und Amerika maßgeblich verbessern.
Abschließend unterstreicht Günther die Notwendigkeit nachhaltiger Reformen in der Energiepolitik, um die Zukunftsfähigkeit der deutschen und europäischen Industrien zu sichern. Dies wäre nicht nur wichtig für die Chemiebranche, sondern für die gesamte Wirtschaft, die sich auf stabile und planbare Energiepreise verlassen muss.