Der Bundeskanzler steht zunehmend unter Druck: Die Frage, wann Olaf Scholz aktiv auf die aktuellen Herausforderungen reagieren wird, beschäftigt das Land. Kritiker vergleichen seine Haltung mit seinem Verhalten während der Cum-Ex-Affäre und des Wirecard-Skandals: Abwarten und hoffen, dass die Krise von alleine vorbeiziehen möge. Doch der Chef einer Regierung zu sein, bedeutet mehr als eine passive Abwartehaltung und das Skizzieren von vagen Aufforderungen zur Pragmatik.
Scholz scheint an traditionellen Methoden festzuhalten. Er setzt auf Treffen mit Gewerkschaftern und Managern und verlässt sich darauf, damit Pragmatismus zu demonstrieren. Doch der mehr als gebotene strategische Plan, der die deutsche Wirtschaft in eine neue Richtung lenken könnte, bleibt aus. Ein Vergleich mit Gerhard Schröder zeigt, dass dieser in der Vergangenheit ein wirtschaftspolitisch fundiertes Programm vorlegen konnte, gestützt durch die Expertise der Wirtschaftsweisen.
Um einen positiven Wendepunkt zu erreichen, wird von Scholz erwartet, dass er am Mittwoch im Koalitionsausschuss ein durchdachtes Zehn-Punkte-Papier präsentiert, das nicht nur verspricht, sondern auch handelt.