Eine beachtliche Transaktion zeichnet sich am britischen Himmel ab: Der Verkauf von Royal Mail an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky steht offenbar kurz vor dem Abschluss. Die Übernahme, mit einem Volumen von 3,6 Milliarden Pfund, könnte bereits in den kommenden zwei Wochen offiziell verkündet werden. Um den Verkauf abzuschließen, müssen jedoch die neuen britischen Richtlinien für ausländische Unternehmensbeteiligungen berücksichtigt werden. Kretinsky hat bereits bei früheren Beteiligungserhöhungen bei der 500 Jahre alten Postgesellschaft die entsprechenden Prüfungen bestanden. Die signifikanten Fortschritte in den Verhandlungen deuten darauf hin, dass die britische Regierung keine Bedenken aufgrund angeblicher Verbindungen Kretinskys zu Russland sieht. Der zurückhaltende Geschäftsmann, der aufgrund seiner zurückhaltenden Art auch als „tschechische Sphinx“ bekannt ist, hat sich verpflichtet, den universellen Service von sechs Tagen pro Woche ohne Preisänderungen in Großbritannien aufrechtzuerhalten. Zudem hat er zugesagt, das Pensionsvermögen der Gesellschaft unberührt zu lassen und den Namen sowie die Steueransässigkeit der Firma für mindestens fünf Jahre nicht zu ändern. Außerdem sind keine Zwangsentlassungen in dieser Zeit geplant. Die Besitzer der Royal Mail haben den Aktionären bereits empfohlen, das Angebot anzunehmen. Die endgültige Zustimmung der Minister gemäß dem National Security and Investment Act steht jedoch noch aus. Ein Blick zurück: Royal Mail war über Jahrhunderte hinweg in Staatsbesitz, bis sie 2013 unter der Regierung von David Cameron privatisiert wurde. Damals lud der damalige Wirtschaftsminister Vince Cable die Öffentlichkeit ein, Anteile zu kaufen, was einen Kurssprung zur Folge hatte. In den letzten Jahren zeigte die Aktie jedoch wenig Dynamik. Die Muttergesellschaft International Distribution Services, die Royal Mail besitzt, notiert aktuell bei 357 Pence je Aktie – kaum höher als die 330 Pence zur Zeit der Privatisierung. Im Jahr 2022 verlor das Unternehmen seinen Platz im prestigeträchtigen FTSE 100-Index, da sich die Herausforderungen im Zuge der veränderten Kommunikationsgewohnheiten verstärkten. Der Wandel von Brief- zu Paketlieferungen hat Royal Mail stark zugesetzt, während das Briefaufkommen seit 2011 um die Hälfte zurückgegangen ist. Für das Jahr 2023 meldete International Distribution Services im Mai einen Verlust von 336 Millionen Pfund bei Royal Mail, obwohl die anderen Unternehmensbereiche, einschließlich der in Amsterdam ansässigen Paketgesellschaft GLS, das Gesamtergebnis positiv beeinflussten.