Dem neuesten Bericht der Kreditanalyse-Firma FICO zufolge hat sich das Kreditrisiko der Kanadier in diesem Jahr verschlechtert und durchbricht einen langjährigen Trend, der bislang von einer stetigen Verbesserung gekennzeichnet war. Bis vor kurzem verzeichnete der sogenannte FICO-Score eine stabile Phase nach einem pandemiebedingten Anstieg. Jetzt jedoch zeigt das erste Mal einen Rückgang, erklärte Tommy Lee, Senior Director von FICO.
Der FICO-Score, der in einer Spanne von 300 bis 900 liegt und höhere Werte mit niedrigerem Kreditrisiko verknüpft, spielt eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung von Kreditgebern über Kreditbewilligungen und Kreditlimits. Zu den Faktoren, die in den Score einfließen, zählen unter anderem Zahlungshistorie und aktuelle Schuldenstände.
Im April 2024 betrug der durchschnittliche FICO-Score 760 und lag somit zwei Punkte niedriger als im Vorjahr, während zeitgleich eine besorgniserregende Zunahme bei nicht geleisteten Zahlungen und Schuldenständen festgestellt wurde. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in den Daten von Statistics Canada wider, die auf eine zunehmende Schuldenlast hinweisen und von einem anhaltenden Konsumpessimismus zeugen – trotz sinkender Inflation und fallender Zinsen.
Besorgniserregend ist der Anstieg der Anzahl von Kanadiern, die mit Zahlungen 90 Tage oder mehr in Verzug sind, um 9,6 Prozent seit 2023. Die Verzugshäufigkeit bei Auto- und Immobilienkrediten ist ebenfalls gestiegen. Gleichzeitig haben sich Kreditkartenschulden um 4,9 Prozent erhöht, während etwa ein Drittel der Kanadier im letzten Jahr ein neues Kreditkonto eröffnet hat.
Die jüngsten Entwicklungen verdeutlichen den Einfluss der Pandemie auf die finanziellen Praktiken der Kanadier: Trotz des Rückgangs sind die aktuellen FICO-Scores immer noch sieben Punkte höher als im Jahr 2020. Der Bericht hebt hervor, dass diese positive Entwicklung teilweise den minimierten Zahlungsversäumnissen in den Jahren 2020 und 2021 zuzuschreiben ist.
Dennoch stehen die Verbraucher vor Herausforderungen wie steigenden Lebenshaltungskosten sowie durch Hypotheken, die zu höheren Zinssätzen erneuert werden. Dennoch bleibt der Arbeitsmarkt robust, was bei stabilen Löhnen und geringer Inflation Hoffnung auf eine allmähliche Verbesserung der Verbraucherlage macht.