In der stetigen Suche nach Mitteln zur Leistungssteigerung rückt nun ein bekannter Sportzusatz ins Rampenlicht der Wissenschaft: Kreatin. Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass dieser Stoff nicht nur die Muskeln, sondern auch das Gehirn bei Schlafmangel erheblich unterstützen kann.
Eine Studie des Forschungszentrums Jülich hat ergeben, dass Kreatin die kognitive Leistung während einer Nacht ohne Schlaf signifikant verbessern kann.
Kreatin als geistiger Energieschub
Die Studie, geleitet von Ali Gordjinejad, testete die Wirkung von Kreatin auf 15 Erwachsene, die eine Nacht durchwachten und dabei kognitive Aufgaben lösten.
Die Ergebnisse waren beeindruckend: Die Teilnehmer, die Kreatin einnahmen, zeigten eine deutlich verbesserte Hirnleistung im Vergleich zu jenen, die ein Placebo erhielten.
Der Effekt setzte bereits drei Stunden nach der Einnahme ein und hielt bis zu neun Stunden an. Besonders auffällig war die Verbesserung der Verarbeitungsgeschwindigkeit und des Kurzzeitgedächtnisses.
Vorsicht ist geboten
Trotz der positiven Ergebnisse warnt Gordjinejad vor einer voreiligen Anwendung des Supplements. Die Studie untersuchte zwar die kurzfristigen Vorteile von Kreatin, die langfristigen Auswirkungen und mögliche Nebenwirkungen, insbesondere auf das Herz-Kreislauf-System, bleiben jedoch unklar.
„Am besten ist es natürlich, wenn man genug schläft“, sagt Gordjinejad.
Zudem könnte die hohe Dosierung, die in der Studie verwendet wurde – 0,35 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht –, bei regelmäßigem Gebrauch zu Nierenschäden führen.
Expertenmeinungen
Peter Young, ein Schlafexperte der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, bestätigt die potenziellen Vorteile von Kreatin, mahnt jedoch zur Vorsicht. Er betont, dass Schlaf nicht nur zur kognitiven Regeneration dient, sondern auch vital für die physische Gesundheit ist.
Langfristiger Schlafentzug kann schwerwiegende Folgen haben, die durch kein Supplement aufgewogen werden können.
Mögliche Zukunftsszenarien
Trotz der Warnungen könnten die Ergebnisse dieser Studie Wege aufzeigen, wie Kreatin in spezifischen Situationen, etwa bei Schichtarbeitern oder Notdiensten, hilfreich sein könnte. Weitere Forschungen sind jedoch nötig, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Kreatin bei geringeren Dosierungen zu bestätigen.
Sollten zukünftige Studien die positiven Effekte bestätigen, ohne dabei signifikante Risiken aufzuzeigen, könnte Kreatin tatsächlich eine Alternative zu Koffein in langen Arbeitsnächten bieten.
Ein Wort der Vorsicht
Die Erkenntnisse sind vielversprechend, aber die Forschung steht noch am Anfang. Bevor Kreatin als sicherer und effektiver Booster für die Hirnleistung empfohlen werden kann, bedarf es umfangreicher weiterer Studien.
„Insgesamt ist es trotz dieser spannenden Ergebnisse noch fraglich, ob die Nutzung von Kreatin für die Hirnleistung einmal uneingeschränkt empfohlen werden kann.“
Bis dahin ist ein guter Schlaf die beste Empfehlung für geistige und körperliche Gesundheit. Die Zukunft könnte zwar eine interessante Rolle für Kreatin in der kognitiven Unterstützung bereithalten, doch momentan ist Vorsicht das oberste Gebot.