10. Januar, 2025

Wirtschaft

Krankengeld im internationalen Vergleich: Balance zwischen Großzügigkeit und Anreizen

Krankengeld im internationalen Vergleich: Balance zwischen Großzügigkeit und Anreizen

Die gesetzliche Verpflichtung von Unternehmen, Mitarbeiter im Krankheitsfall zu entschädigen, variiert weltweit stark in ihren Ausprägungen. Während einige Länder großzügigere Regelungen bieten, setzen andere auf restriktivere Maßnahmen, um Fehlanreize zu vermeiden.

In Großbritannien etwa ist der gesetzliche Anspruch auf Krankengeld aktuell so geregelt, dass Arbeitgeber erst ab dem vierten Krankheitstag Lohnfortzahlungen leisten müssen. Die gesetzlich vorgegebene Zahlung beträgt derzeit pauschal 116,75 Pfund pro Woche, was lediglich 16 Prozent des wöchentlichen Einkommens bei Vollzeitbeschäftigten mit mittlerem Verdienst ausmacht. Die britische Labour-Regierung plant jedoch eine Umstellung auf Krankengeld ab dem ersten Krankheitstag.

Im Gegensatz dazu zeigen Länder wie Schweden und Deutschland mehr Großzügigkeit: In Schweden steht den Arbeitnehmern in den ersten zwei Wochen einer Krankheit 80 Prozent ihres Gehalts zu, während Deutschland sogar vollen Lohnausgleich ab dem ersten Krankheitstag für bis zu sechs Wochen gewährt. Allerdings birgt diese Großzügigkeit auch Risiken in Form von Fehlanreizen. Daten von Krankenkassen deuten darauf hin, dass die Anzahl der Krankheitstage in Deutschland auf durchschnittlich 20 Tage pro Mitarbeiter und Jahr angestiegen ist – im Vergleich zu nur sechs Tagen in Großbritannien.

Die Journalistin Sarah O'Connor von der Financial Times beschreibt in ihrem aktuellen Artikel das "optimale" Modell aus ökonomischer Sicht: Ein System, das Anreize für Blaumachen minimiert, gleichzeitig aber verhindert, dass Arbeitnehmer krank zur Arbeit erscheinen. Die Herausforderung liegt darin, die richtige Balance zu finden, die sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber gerecht wird. Zu strikte Regelungen könnten Langzeiterkrankte aus der Erwerbstätigkeit drängen und die Zahl der erwerbsfähigen Personen in gesundheitlicher Unterstützung erhöhen.

Die Frage bleibt: Wie viel Krankengeld sollten Unternehmen gesetzlich anbieten müssen, um der betrieblichen und gesellschaftlichen Verantwortung gleichermaßen gerecht zu werden? Teilen Sie uns Ihre Meinung in unserer Umfrage mit oder kommentieren Sie unten.