29. November, 2024

Wirtschaft

Kraftspiele auf dem Weltmarkt: Carrefour und das Handelspartner-Dilemma

Kraftspiele auf dem Weltmarkt: Carrefour und das Handelspartner-Dilemma

Die Dynamik zwischen großen Supermarktketten und ihren Lebensmittelherstellern und -lieferanten steht außer Frage. In der Inflationskrise konnte man beobachten, wie europäische Einzelhändler sich weigerten, die Produkte von Unternehmen anzubieten, die ihre Margen durch aggressive Preispolitik zu stark aufbessern wollten. Ein aktuelles Beispiel aus Frankreich zeigt erneut, wie komplex diese Beziehungen sind: Der Einzelhandelsgigant Carrefour war kürzlich in eine Kontroverse verwickelt, die eindrucksvoll verdeutlicht, dass das Machtverhältnis nicht immer einseitig ist – insbesondere wenn die Interessen des Herstellungslandes auf dem Spiel stehen. Zentraler Akteur ist erneut Carrefour. Dessen CEO, Alexandre Bompard, äußerte öffentlich Kritik an einem vorgeschlagenen Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur-Wirtschaftsblock. Er bekundete Unterstützung für protestierende französische Landwirte, indem er ankündigte, kein Fleisch aus Mercosur-Staaten beziehen zu wollen, was in Brasilien auf heftigen Widerstand stieß. Brasilien, Heimat großer Fleischproduzenten wie JBS und Marfrig Global Foods, reagierte prompt. Industriegruppen in Brasilien drohten mit einem Lieferstopp an lokale Carrefour-Filialen, und einige große Fleischverarbeiter in Brasilien schlossen sich dieser Maßnahme an. Nur wenige Tage nach seinen kritischen Äußerungen musste Bompard einen Rückzieher machen und veröffentlichte eine Entschuldigung an Brasilien. In seiner Botschaft betonte er die hohe Qualität und die Einhaltung von Standards der brasilianischen Landwirtschaft. Diese Geste der Versöhnung war effektiv: Der Lieferplan für Rindfleischprodukte wurde wieder aufgenommen, und Carrefour rechnet mit einer Normalisierung der Lieferungen in den kommenden Tagen.