12. September, 2024

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Kostenexplosion in der Pflege: Zeitarbeitskräfte unerschwinglich?

Steigende Lohnkosten zwingen viele Pflegeeinrichtungen dazu, auf teure Zeitarbeitskräfte zu verzichten und alternative Personalstrategien zu entwickeln.

Kostenexplosion in der Pflege: Zeitarbeitskräfte unerschwinglich?
Steigende Lohnforderungen machen Zeitarbeitskräfte in der Pflegebranche zunehmend unerschwinglich, zwingen Einrichtungen zur Umstrukturierung ihrer Personalpolitik.

In der Pflegebranche führen steigende Lohnforderungen dazu, dass Zeitarbeitskräfte, die bisher oft zur Überbrückung von Personalengpässen eingesetzt wurden, für viele Einrichtungen unerschwinglich werden. Diese Entwicklung zwingt die Branche, neue Wege in der Personalpolitik zu gehen.

Herausforderung durch hohe Kosten

Die zunehmende Abhängigkeit von Zeitarbeitskräften in der Pflege wurde durch die Coronapandemie noch verstärkt, als plötzlich und unerwartet immense Lücken in den Personaldecken der Einrichtungen entstanden.

Doch die Zeiten, in denen Zeitarbeitskräfte als schnelle und flexible Lösung galten, könnten bald vorbei sein. Die Kosten für diese kurzfristig einsetzbaren Kräfte haben ein Niveau erreicht, das für viele Einrichtungen nicht mehr tragbar ist.

Mit einem Rückgang von 4% im Vergleich zum Vorjahr sind Zeitarbeitskräfte in der Pflegebranche weniger geworden, was den Trend zur Suche nach alternativen Personalressourcen bestätigt.

Statistische Entwicklungen

Ende des letzten Jahres waren 32.368 Zeitarbeitskräfte in der Pflege tätig, was einem Rückgang von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anteil der Zeitarbeitskräfte an allen Beschäftigten in der Pflege liegt mittlerweile nur noch bei 1,8 Prozent.

Diese Zahlen deuten darauf hin, dass der Sektor zunehmend auf alternative Rekrutierungsmethoden setzt.

Reaktion der Personaldienstleister

Trotz des Rückgangs betont Christian Baumann, Präsident des Gesamtverbands der Personaldienstleister (GVP), die Wichtigkeit der Zeitarbeit für die Branche.

„Zeitarbeit bleibt ein unverzichtbares Flexibilitätsinstrument“, so Baumann.

Doch er warnt auch vor politischen Bestrebungen, die den Einsatz von Zeitarbeitskräften weiter einschränken könnten, was die Flexibilität der Einrichtungen zusätzlich begrenzen würde.

Kritik und alternative Ansätze

Die steigenden Kosten für Zeitarbeitskräfte stoßen jedoch nicht überall auf Verständnis. Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege (AGVP), kritisiert die hohen Preise, die von den Personaldienstleistern in Zeiten des Mangels verlangt werden.

„Die Leiharbeitsunternehmen nutzen ihre Monopolstellung aus“, erklärt Halletz.

Sie fordert von der Politik, rigide Personalvorgaben zu überdenken und mehr Handlungsspielraum für die Einrichtungen zu schaffen.

Angesichts steigender Kosten für Zeitarbeitskräfte entwickeln Pflegeeinrichtungen innovative Personalstrategien wie interne Springer- und Poollösungen, um finanziell überlebensfähig zu bleiben.

Zukunft der Pflege

Angesichts dieser Entwicklungen stehen Pflegeeinrichtungen vor der Herausforderung, ihre Personalstrategien anzupassen.

Viele setzen zunehmend auf interne Lösungen wie Springer- und Poollösungen, um flexibel auf Engpässe reagieren zu können, ohne sich in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen. Die Branche befindet sich an einem Wendepunkt, an dem innovative Ansätze gefragt sind, um die Pflege qualitativ hochwertig und zugleich bezahlbar zu halten.