Ein seltener Rücksetzer im Tech-Boom
Während der Nasdaq 100 in den letzten Wochen des Jahres einen beeindruckenden Lauf hinlegt, gerät ausgerechnet Nvidia, einer der Starwerte des Jahres, ins Stocken.
Seit dem Rekordhoch von knapp 153 Dollar am 21. November hat die Aktie 15 Prozent verloren und notiert aktuell bei etwas über 130 Dollar. Ein Einbruch, den Börsianer als „Korrektur“ bezeichnen. Damit verliert Nvidia erstmals in diesem Jahr signifikant an Boden – und das ausgerechnet inmitten einer Jahresendrally.
Der Grund: Konkurrenz und China
Die Ursachen sind vielfältig. Zum einen sorgt eine Untersuchung der chinesischen Kartellbehörde für Unsicherheit. Nvidia wird vorgeworfen, möglicherweise Monopolgesetze verletzt zu haben.
Brisant: China bleibt trotz der US-Sanktionen einer der größten Märkte für Nvidia. Im letzten Quartal machte der Konzern dort 5,1 Milliarden Dollar Umsatz – das entspricht 15 Prozent des Gesamterlöses. Ein empfindlicher Rückgang in diesem Markt könnte den Chip-Giganten also hart treffen.
Gleichzeitig wird die Konkurrenz immer stärker. Broadcom, einer der wichtigsten Mitbewerber, überraschte den Markt kürzlich mit einer optimistischen Umsatzprognose, die ebenfalls auf den Boom bei KI-Chips zurückzuführen ist. Dies veranlasste Anleger, Gelder aus Nvidia abzuziehen und auf breiter gefächerte Chip-Werte zu setzen.
Analysten bleiben optimistisch
Doch nicht alle sehen den Rücksetzer als schlechten Vorboten. Analysten von Banken wie der Bank of America oder Visible Alpha halten Nvidia weiterhin für einen der wichtigsten Akteure in der KI-Infrastruktur. „Kein anderer Tech-Riese wächst so schnell wie Nvidia“, sagt Vivek Arya von der Bank of America, der ein Kursziel von 190 Dollar ausgibt. Das liegt 46 Prozent über dem aktuellen Kurs.
Auch Melissa Otto von Visible Alpha glaubt, dass Nvidias Dominanz anhält. Sie verweist darauf, dass die Nachfrage von Cloud-Anbietern wie Amazon und Microsoft weiter steige – eine wichtige Umsatzquelle für Nvidia.
Insgesamt empfehlen 58 von 64 Analysten laut LSEG die Aktie zum Kauf. Ihr durchschnittliches Kursziel liegt bei 175 Dollar, was einem Anstieg von über 30 Prozent entspräche.
Risiken und Chancen abwägen
Doch nicht alle teilen diesen Optimismus. Der Fondsmanager Bert Flossbach mahnt zur Vorsicht:
„Nvidia hat kein Monopol in Stein gemeißelt. Die Erwartungen an das Unternehmen sind enorm hoch – die Gefahr von Rückschlägen wächst.“
Das zeigen auch die extrem hohen Margen: Nvidia erzielt mit seinen KI-Chips eine Bruttomarge von 75 Prozent. Sollte der Wettbewerb zunehmen, könnten diese Gewinne rasch unter Druck geraten.
Eine gewohnte Schwankung?
Historisch betrachtet ist die aktuelle Korrektur nicht ungewöhnlich. Bereits im Sommer fiel Nvidia um mehr als 36 Prozent, nur um sich anschließend wieder zu neuen Höchstständen aufzuschwingen.
Auch in diesem Jahr gab es mehrere Rücksetzer von mehr als zehn Prozent, die für langfristige Anleger stets Einstiegsgelegenheiten waren.