19. September, 2024

Technologie

Kontroverse um CO2-Ziele: Wissing fordert frühere Überprüfung

Kontroverse um CO2-Ziele: Wissing fordert frühere Überprüfung

Im Rahmen der IAA Transportation in Hannover hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing Stellung zu den ehrgeizigen CO2-Zielen der EU genommen und sich hierbei demonstrativ auf die Seite der Auto- und Nutzfahrzeugindustrie gestellt. Er kritisierte die aktuellen Vorgaben und betonte, dass Europa an Glaubwürdigkeit verliere, wenn es Ziele formuliere, die nicht umsetzbar seien. Während seiner Eröffnungsrede befürwortete der FDP-Politiker die Forderung der Branche, die Überprüfung der CO2-Ziele auf 2025 vorzuziehen, was bei den Branchenvertretern auf Zustimmung stieß.

Wissing unterstrich die Notwendigkeit praktikabler Vorschriften, die nicht nur auf dem Papier gut klingen, sondern auch in der Praxis durchaus erreichbar sind. Unverhältnismäßige Vorgaben würden lediglich die Industrie schwächen, ohne einen vorteilhaften Effekt für das Klima zu erzielen. Dies ist besonders relevant in Anbetracht des zurückhaltenden Absatzes von Elektrofahrzeugen, der die Erreichung der ehrgeizigen EU-Ziele weiter erschwert.

Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, bekräftigte diese Position. Sie forderte eine vorgezogene Überprüfung der gesetzten CO2-Vorgaben, um bessere Rahmenbedingungen für die Industrie zu schaffen. Eine solche Überprüfung sei notwendig, um Klarheit zu gewinnen und erforderliche Anpassungen rechtzeitig vorzunehmen.

Währenddessen äußerte Greenpeace deutliche Kritik an Wissing. Marion Tiemann von der Umweltorganisation warf dem Minister vor, seine Rolle zu verkennen und eher als Interessenvertreter der traditionellen Autobranche zu agieren denn als Volksvertreter. Sie argumentierte, dass die Hersteller bereits in der Lage seien, die Klimaziele zu erreichen, falls sie auf spritschluckende SUVs verzichten und ressourcenschonendere Modelle bevorzugen würden.

Müller hingegen machte deutlich, dass Deutschland international als Standort gefährdet sei und warnte vor einer schleichenden Deindustrialisierung. Sie plädierte für dringend notwendige Abbau von Bürokratie und Deregulierung, um dem Standort nicht weiter zu schaden. Sie sprach sich zudem gegen Strafzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge aus und unterstützte Wissings Meinung, dass offene Märkte und faire Wettbewerbsbedingungen wesentlich besser seien als protektionistische Maßnahmen.

Technologische Innovationen, insbesondere neue Antriebe, dominieren die IAA Transportation. Mehr als 1.650 Aussteller präsentieren ihre Neuheiten, mit einem besonderen Fokus auf elektrische Lkw und Transporter. Wissing mahnte jedoch zur Diversifikation der Antriebstechnologien und betonte die Notwendigkeit eines technologieoffenen Ansatzes, wobei auch Wasserstoff eine signifikante Rolle spielen könne.

Während seines Messebesuchs zeigte sich Wissing auch beim Zulieferer Bosch interessiert an der Wasserstofftechnologie, ließ sich einzelne Innovationen erklären und hob die Bedeutung eines Heimatmarktes für Wasserstoff in Deutschland und Europa hervor.